Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Air Bud – Champion auf vier Pfoten USA 1996, R: Charles Martin Smith, D: Michael Jeter, Kevin Zegers

„Die neueste Konkurenz für Basketballstar Michael „Air“ Jordan heißt „Air“ Bud, hat glänzendes Fell, eine feuchte Schnauze und ein unheimliches Ballgefühl. Nette Komödie, aber auch nicht mehr.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, Passage (Del)

Agent Null Null Nix USA 1997, R: Jon Amiel, D: Bill Murray, Joanne Whalley, Alfred Molina

„Sein Blick aus treuen Hundeaugen ist zum Steinerweichen, sein Sinn für Mimik und Klamauk unübertroffen: Ex-“Ghostbuster“ Bill Murray spielt einen nicht sonderlich scharfsinnigen amerikanischen Zeitgenossen, der in London zwischen die Fronten britischer und russischer Geheimdienste gerät. Mit dem Callgirl Lorelei und dem KGB-Killer Boris the Butcher stolpert „Der Mann, der zu wenig wußte“ (Originaltitel) von einer lebensbedrohlichen Situation in die nächste - und amüsiert sich dabei noch köstlich. Diese Slapstick-Orgie hätte Blake Edwards alle Ehre gemacht, dessen „Pink Panther“- Filme hier eindeutig Pate standen. Schade nur, daß Jon Amiel nicht ganz über das Tempo- und Timing-Gespür des Altmeisters verfügt. Aber Freunde das schrägen Humors sehen über den einen oder anderen Rohrkrepierer in diesem durchgeknallten Gag-Feuerwerk gern hinweg.“ (Dorothee Lackner) CinemaxX, City

American Friends Großbritannien 1991, R: Tristam Powell, D: Michael Palin, Connie Booth, Trini Alvarado, Alfred Molina / Originalfassung ohne Untertitel

"It's 1861, and Caroline Hartley (Booth) is holidaying in Switzerland with her 18-year old ward Elinor (Alvardo). While out walking, the impressionable teen spies bookish Oxford don Francis Ashby (Palin) through her telescope. From that moment on, their destinies are linked, but the gulf in their ages (he's 46) and backgrounds provides endless hurdles. This was a personal project for co-writer and star Palin, inspired by his great-grandfather's diaries. The restrained interplay and gentle gibes at English mores are precisely balanced against the forces of intellectual and emotional change, and the mood is subtle, conveying both regret and expectation in equal measure. A film of small pleasures.“ (Time Out) Kultursaal der Angestelltenkammer

Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman

„Den Angriff auf Disney, denn nichts anderes ist „Anastasia“, hat sich das Hollywood-Studio „20th Century Fox“ einiges kosten lassen. So ganz aufgegangen ist die Rechnung (noch) nicht; „Anastasia“ hat in den USA so gerade einmal die Produktionskosten hereingeholt. Verstecken muß sich das Trickmärchen vor den Produktionen der Erben von Onkel Walt aber nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik. Die Geschichte der jungen Anya, die – verfolgt vom Bösewicht Rasputin – beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX

Auf der Jagd USA 1998, R: Stuart Baird, D: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes

„Auf der Jagd“ wird als Fortsetzung der Doktor-Kimble-Saga „Auf der Flucht“ angepriesen, ist eigentlich aber eine Spiegelung derselben Geschichte: Wieder ist ein aufrechter Mann (Wesley Snipes) fälschlicherweise eingebuchtet, wieder kann er fliehen und wird von einem hartleibigen Marshall gehetzt. Diesmal aber ist der Marshall (Tommy Lee Jones) zum Star des Films auserkoren. Selbst Regisseur Stuart Baird fällt es schwer, Sympathie für den Menschenjäger zu entwickeln, der einen Unschuldigen vor Gericht bringen will - und dieses Dilemma versucht sein Film mit einer wirren Verratsplotte zu vertuschen. Erfolglos. Wann immer sich Jäger und Gejagter raufen, möchte der Zuschauer ihnen zurufen: Jungs, vertragt euch. Ihr seid die Guten. Und so etwas killt jeden Thrill.“ (Der Spiegel) CinemaxX

Auf der Kippe Deutschland 1997, R: Andrei Schwartz

„Dieser Film schildert das Leben in und um „Dallas“, einer Roma-Siedlung am Rande einer Müllkippe der rumänischen Stadt Cluj (Klausenberg). Aus unmittelbarer Nähe zeigt der Filmemacher den Überlebenskampf von 25 Familien, die im und vom Müll leben. Doch trotz Armut, Dreck und sozialer Diskriminierung haben sich die Bewohner der Hüttensiedlung ihre Würde und ihren Humor bewahrt. Daher ist „Auf der Kippe“ ein mindestens genauso lustiger wie ergreifender Film, der anrührt ohne Rührstück zu sein.“ (Bremer Filmbüro) Kino 46

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“ – O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“ mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Biester Frankreich/Deutschland 1995, R: Claude Chabrol, D: Sandrine Bonnaire, Isabelle Huppert

„Mit dem neuen Dienstmädchen zieht auch Claude Chabrol ins Haus der wohlhabenden Fabrikantenfamilie. Diskret fährt die Kamera durch endlose Raumfluchten, eckt niemals an. Ruhige Einstellungen und flüssige Montage entsprechen dem gediegenen Lebensstil. Aber gerade die Stimmigkeit erzeugt Unstimmigkeit. Das ist die Kunst Claude Chabrols: eine Vollkommenheit, die stets ins Gegenteil umzukippen droht. Das tautologische Konzept schreit nach Katastrophe, auf leisen Sohlen kommt sie angeschlichen. Wie immer schlägt Chabrol das Bürgertum mit den eigenen Waffen.“ (tip) Filmstudio

Blues Brothers 2000 USA 1998, R: John Landis, D: Dan Aykroyd, John Goodman, Joe Morton

„Es ist das Schicksal jeder Fortsetzung, mit dem Vorgänger verglichen zu werden; besonders, wenn sie fast 20 Jahre auf sich warten läßt. Leider hat sich das Warten auf „Blues Brothers 2000“ kaum gelohnt, auch wenn die Neuauflage mit irrwitzigen Autokarambolagen und Auftritten von James Brown, Aretha Franklin etc. dem ersten Teil gerecht zu werden versucht. „Blues Brothers“ war Kult, als der Begriff noch nicht inflationär gebraucht wurde, und entsprechend groß war die Vorfreude. Aber leider ist die Fortsetzung zu sehr Abklatsch und, trotz guter Musik von der Creme der Bluesmusiker, einfach nicht witzig genug. (TV-Spielfilm) UFA-Palast, Preview , Mittwoch nachts 0 Uhr 1

Boogie Nights USA 1997, R: Paul Thomas Anderson, D: Burt Reynolds, Julianne Moore

Kann man einen keuschen Film über die Pornoindustrie machen? Natürlich nicht, aber der junge Filmemacher Paul Thomas Anderson ist dem mit „Boogie Nights“ sehr nah gekommen. Zwangsläufig muß er, wenn er von einer Reihe von Pornostars erzählt, auch ein paar unbedeckte Körperteile und unfeine Worte in seinem Film unterbringen. Aber er tut dies so sparsam und unspekulativ, daß die schmuddeligen, einsamen Herren, die sich eventuell angesprochen fühlen, das Kino schon bald wieder schimpfend verlassen dürften. Der Film führt uns in die neongleißenden 70er und zu Jack Horner, einem Porno-Produzenten mit Idealen, der sich an dem schweren Dilemma abplagt: Wie hält man auch nach dem Orgasmus noch die Zuschauer im Kino? Ohne moralisierend zu bewerten, stellt uns der Film Horner, seine Stars und Mitarbeiter als eine erstaunlich liebenswerte Ersatzfamilie vor und weitet den Film dabei schnell zu einem gesellschaftlichen Panorama aus, das ähnlich episch und ambitioniert wirkt wie Altmans „Nashville“. Zudem steht „Boogie Night“ in der Tradition des Hollywood-Realismus von Filmen wie „Midnight Cowboy“ oder „Lenny“, in denen Dustin Hoffman jeweils den Helden in der Gosse spielt. Er wäre als Jack Horner auch gut gewesen, aber bei Burt Reynolds ist die Rolle so nah an dem realen Image des Stars, der ja immer etwas trivial und fadenscheinig wirkt, daß er die Idealbesetzung ist und zurecht für den Oscar nominiert wurde. (hip) Filmstudio, CinemaxX, Casablanca (Ol)

Butcher Boy USA/Irland 1997, R: Neil Jordan , D: Stephen Ream, Fiona Shaw

„Francie Brady steht ständig unter Strom. Für den Halbwüchsigen verschmelzen zur Zeit der Kuba-Krise Fiktion und Wirklichkeit. Als er in seinem irischen Heimatdorf eine verhaßte Nachbarin als Außerirdische identifiziert, die für all das Unglück, das ihm widerfahren ist, verantwortlich sein soll, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Neil Jordan erzählt seine Groteske, in der das Tragische immer auch komische Züge hat, mit surrealistischen Untertönen und bösem Witz. Dabei verläßt er nie die Perspektive des jugendlichen Helden, dessen aggressiv-provokantes Auftreten eine direkte Attacke gegen den Zuschauer ist.“ (tip) City

C

City of Industry USA 1997, R: John Irvin, D: Harvey Keitel, Famke Janssen

„Auch ein Gangster hat seine Kümmernisse: Er sorgt sich zuweilen, wo er wohl für sein Mütterchen einen Altersheimplatz findet. Im übrigen tun die Gangster auch in diesem ungewöhnlichen Gangsterfilm, was man von ihnen erwartet: Erst berauben sie gemeinsam einen Diamantentransport, dann zerfleischen sie einander im Streit um die Beute; die Polizei hat dabei nichts zu tun. Dem aus Schottland stammenden Regisseur John Irvin, der schon vielerlei, doch wenig Spezifisches gemacht hat, ist mit „City of Industry“ ein dreckig realistischer Los-Angeles-Thriller gelungen: Wieder einmal ist Harvey Keitel das Zugpferd einer aufregenden Ballerballade, und wo er sich ins Zeug legt, ist es die Mühe wert.“ (Der Spiegel) Atlantis

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City

D

Deep Impact USA 1998, R: Mimi Leder, D: Robert Duvall, Tea Leoni, Maximilian Schell, Morgan Freeman

„Mit einem Kometen, der auf die Erde zustürzt, droht der Menschheit, wenn sie Pech hat, etwa dasselbe Malheur wie den Dinosauriern vor 65 Millionen Jahren. Für ein Kinoszenario jedoch erweist sich diese Weltuntergangsdrohung als wenig aufregend und geradezu lächerlich banal: Hollywood-Weichkäse also, so gut wie mancher andere, der nicht einmal in den Gemütern von Katastrophenfreaks einen tiefen Einschlag („Deep Impact“) verursachen wird. Diesmal kommt, alles andere als überraschend, die Menschheit mit einem blauen Auge davon, doch der nächste Riesenkomet aus Hollywood wird unter dem Titel „Armageddon“ schon in zwei Monaten in den deuschen Kinos einschlagen.“ (Der Spiegel) Cinemaxx, UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Lichtspielhaus (Del), Solitaire (Westerstede), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

F

Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.

„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen ... Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“ auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“ (TV Spielfilm) CinemaxX

Frau Rettich, die Czerni und ich Deutschland 1998, R: Markus Imboden, D: Iris Berben, Jeanette Hain, Martina Gedeck

„Wenn deutsche Filme ihre Figuren ins Chaos stürzen wollen, schicken sie die Ärmsten auf Reisen. Meist bricht fern der Heimat das Auto zusammen, die supersauberen Yuppies kriegen Schweißflecken unterm Arm, und in der Glut des Südens steigt ihr Hormonspiegel: Amore und Krach. Daß dieses Reisemotiv ein spießiges Überbleibsel aus Caprifischer-Tagen ist, kann die Verfilmung von Simone Borowiaks Roman nicht verhehlen. Drei Frauen unter spanischer Sonne, an ihrer Seite ein paar Kerle (fast filmrettend: Olli Dittrich) und der obligate Filmschwule (Dirk Bach) – und schwupp ist die Klamotte fertig. Zielgruppe: alle, die Pauschalreisekataloge für Literatur halten.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Casablanca (Ol)

G

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt tanzen immer noch besser ist als arbeitslos herumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasegruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen - spöttisch, komisch und sentimental.“ (Der Spiegel) Cinema

Der gebuchte Mann USA 1997, R: Glenn G. Caron, D: Jennifer Aniston, Jay Mohr

"Der gebuchte Mann“ versucht sich als romantische Komödie im Gefolge von „Die Hochzeit meines besten Freundes“ zu verkaufen. Doch dem angestrengten Verwirrspiel um Herzensglück und Liebesleid mangelt es neben Witz und Esprit vor allem an Leidenschaft, die den berühmten Funken überspringen ließe. Die Fußstapfen einer Julia Roberts sind für TV-Star Jennifer Aniston einige Nummern zu groß. Doch selbst eine „pretty woman“ hätte diesem Film kaum Leben einhauchen können.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Die Geschichte riecht nach Schmalz und Tränendrüsendrücker. Daraus hätte Hollywood eine Seifenoper vom verstörten Genie gedreht.. “ (Bremer) CinemaxX (OmU)

H

Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley

Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathischen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. Der Film ähnelt noch am ehesten einem komplexen Spiegelkabinett mit 85 Sprechrollen und so unterschiedlichen Erzählebenen wie Familienszenen, Rückblenden in seine Jugend, Alpträumen und Ausschnitten aus den von Harry geschriebenen Büchern. Etwa in der Mitte des Films beginnen dann sogar seine Romanfiguren gegen ihren Autor zu rebellieren. So viele gute one-liner sind selbst in einem Allen-Film selten und die visuellen Gags stehen den verbalen in nichts nach. So spielt Robin Williams in einer wunderbar kafkaesken Episode einen Filmstar, der immer unschärfer wird, und wir sehen ihn tatsächlich als verschwommenen Fleck durch die Szenen wandern. So böse, kompromißlos und originell war Allen schon lange nicht mehr. (hip) Gondel, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

Home For The Holidays USA 1995, R: Jodie Foster, D: Holly Hunter, Anne Bancroft, Robert Downey jr. / Originalfassung mit Untertiteln

„Dies ist ein Frontbericht vom Zusammenprall unterschiedlicher Charaktere. Man muß sich ja nicht mögen, schließlich ist man miteinander verwandt. Der eine oder andere bittere Moment der Wahrheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jodie Foster im Grunde eine Hymne an Nestwärme und Familienwerte gelungen ist, die mit einem Schuß Sentimentalität menschliche Schwächen beobachtet, ohne diese bloßzustellen.“ (D. Lackner) Kino 46

I

Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast USA 1997, R: Gim Gillespie, D: Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar

„Nach einer wilden Party brausen die Teenie-Helden: Julie, Helen, und ihre Freunde Barry und Ray im BMW von Barrys Dad durch die Nacht. Als sie einen Landstreicher überfahren, beschließen sie, den Toten in die benachbarte Bucht zu werfen. Ein Jahr später bekommt jeder der vier einen Brief mit dem Satz: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“. Ein blutiger Alptraum beginnt... Nicht ganz so clever und selbstironisch wie „Scream“ und „Scream 2“, doch mit schnuckeligen TV-Stars, reichlich Schockmomenten und mörderisch gutem Soundtrack.“ (TV Spielfilm) UT-Kinocenter

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert De Niro

„Was machen Kult-Filmer nach dem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Brötchen. Auch Trendmeister Tarantino entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“ krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er „Jackie Brown“ auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard („Schnappt Shortie“), in dem eine pfiffige Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die Hauptrolle spielt Pam Grier, jene Blaxploitation-Queen aus den 70er Jahren, das nette schwarze Mädel in rassistischen Ramsch-Serien. Den endlos quasselnden Waffenhändler gibt „Pulp“-Bube Samuel L. Jackson, dem als trotteliger Partner Robert De Niro zur Seite steht. QT-Fans werden schockiert sein über das Fehlen von Gewalt: Nur vier Leichen pflastern seinen Weg, nur einmal spritzt Hirn über die Windschutzscheibe. Dramaturgisch präzise und mit gewohnt lässigen Dialogen entwickelt Tarantino sein skurriles Figurenkabinett. Daß er sich dabei zweieinhalb Stunden Zeit läßt, erfordert beim MTV-verwöhnten Zuschauer zwar Geduld. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango dennoch zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) CinemaxX, Casablanca (Ol), Im CinemaxX auch in der Originalfassung ohne Untertitel

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Cinema

K

Kiss or Kill Australien 1997, R: Bill Bennett, D: Frances O'Connor, Matt Day

„Elf Nominierungen und schließlich fünf Auszeichnungen vom Australian Film Institute - mit diesen Referenzen wirbt „Kiss or Kill“ um Zuschauer für seine Geschichte um ein kriminelles Pärchen auf der Flucht vor Vergangenheit, Cops und einem zu allem entschlossenen Päderasten. Ein vermeintlich verstaubtes Szenario, das durch unverbrauchte Hauptdarsteller, eine nicht beliebig eingesetzte, sondern bewußt die Psyche der Figuren spiegelnde Jump-Cut-Schnitt-Technik und einen subtil ironischen Ton frischer wirkt als andere, sich gewichtiger und pompöser gebende Vertreter des Genres. Vertrauen und Täuschung sind zentrale Themen dieses recht lebendig wirkenden, unverkrampften Films. Mat Day und Frances O'Connor überzeugen in der Kompromißlosigkeit ihrer Beziehung als Identifikationsfiguren jenseits aller Stereotypen.“ (Blickpunkt: Film) Schauburg

König Drosselbart CSSR/Deutschland 1984, R: Miroslav Luther, D: Adriana Tarabkova, Maria Schell

„Schön fotographierter Märchenfilm, der geschickt das Zeitkolorit in die Handlung einbezieht.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Kundun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok

„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkarnation des Buddahs ist. Scorsese ist besonders mutig, wenn er das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden behandeln, der alles schön für das Publikum interpretiert. Scorses ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“ (The New Yorker) Atelier

L

Lebe lieber ungewöhnlich Großbritannien 1997, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Cameron Diaz, Holly Hunter

„Es gibt einige Momente in „Lebe lieber ungewöhnlich“, bei denen es möglich wird, die sexy, surrealistische Komödie zu erkennen, die Regisseur Danny Boyles und Drehbuchautor John Hodge wohl gerne gemacht hätten. Aber mit schlechtem timing, unzusammenhängend und uneben, ist dieser so ambitionierte Film nur fasznienrend im Umfang seines Scheiterns. Mit dem Abschied von den makaberen Späßen ihrer ersten beiden Filme „Kleine Morde unter Freunden“ und „Trainspotting“ versuchten die beiden, ihren modischen, subversiven Pop-Stil in ein neues Genre zu verpflanzen: die Screwball-Romanze als Comic. “ (Sight and Sound) Cinema, Gondel, Atelier

Live Flesh Spanien/Frankreich 1997, R: Pedro Almodovar, D: Liberto Rabal, Jasier Bardem, Francesca Neri

„Aus der Perspektive eines Hurenhauses lassen sich auch den bitteren Jahren des Franco-Regimes noch grell-bunte Seiten abgewinnen. Langsam gleitet die Kamera durch die neonschrille Welt der Puffmutter Donja Cento, bevor sie vom Sog gellender Schreie angezogen wird: Eines der Mädchen windet sich mit spanischem Temperament unter Wehen; den Weg ins Krankenhaus wird sie nicht mehr schaffen. Nichts verläuft in diesem Film so wie es sein sollte, wie irgendjemand es sich wünscht oder erwartet. Das Leben bei Almodovar ist voller Umwege und Zufälle. „Live Flesh“ ist ein Melodram im Spannungsfeld von griechischer Tragödie und spanischer Farce. Die Schicksale all der Menschen, die sich hier so scheinbar beiläufig in Wohnungen, auf Friedhöfen, in Kindergärten begegnen, sind eng miteinander verstrickt. Nichts geschieht hier einfach nur spontan und unschuldig. Hinter den schrillen Oberflächen eines klassischen Almodovar-Films tun sich die stillen Abgründe nuancenreicher Gefühle und doppeldeutiger Leidenschaften auf.“ (epd-film) Schauburg

M

Der Mann mit der eisernen Maske USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich; Gerard Depardieu

„Bei „Titanic“ war das Eis sein Schicksal, jetzt spielt Leonardo DiCaprio selbst einen Eisberg: den jugendlichen Louis XIV., der seinen Hofstaat demütigt, das Volk hungern läßt und diverse Hofdamen flachlegt. Schlimm, schlimm, findet Übervater d'Artagnan, und prompt erwachen auch die anderen Musketiere aus dem Vorruhestand. Zwar sagen sie weiter brav ihre Kalendersprüche auf, ersinnen aber einen Plan, den bösen König gegen dessen Zwillingsbruder (DiCaprio zum zweiten) auszutauschen. Der langweilt sich in einem Kerker, hat darüber hinaus eine Maske vor dem Gesicht – vielleicht ganz praktisch während der Pubertät, auf die Dauer aber recht lästig. Also weg mit dem Ding und dem fiesen Bruder, der Thron ruft!“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Marvins Töchter USA 1996, R: Jerry Zaks, D: Meryl Streep, Leonoardo DiCaprio, Diane Keaton

„Zwei Schwestern um die 50. Während Lee früh das Weite gesucht hat und sich als alleinerziehende Mutter durchs Leben schlägt, hütet Bessie seit 20 Jahren aufopferungsvoll das Krankenbett ihres gelähmten Vaters - bis eines Tages bei ihr selbst Leukämie diagnostiziert wird. Als mögliche Knochenspender kommen nur Lee und ihre beiden Söhne in Frage. Jerry Zaks tragikomisches Fmiliendrama ist liebevoll, aber auch hausbacken inszeniert. Sehenswert sind die Schauspieler - allen voran Diane Keaton als hilflose Helferin und Meryl Streep, der es sichtlich gut tut, mal nicht die Sensible zu spielen, sondern eine Frau mit Biß.“ (tip) Aber jetzt, ein Jahr nach dem Bundesstart, kommt der Film nochmal ins Kino, weil Mr. Titanic Leonardo DiCaprio mitspielt. UFA-Palast

Mary Poppins USA 1994, R: Robert Stevenson, D: Julie Andrews, Dick van Dyke

„Einer der besten Kinderfilme überhaupt! „Mary Poppins“ ist ein perfektes und originelles Musical mit einer zeitlosen Geschichte, eine fehlerlose Mischung aus Realfilm und Zeichentricksequenzen, wunderschönen Songs und einem Drehbuch, das den Charme des Kinderbuchs ins andere Medium herüberrettet. Als Kindermädchen gleitet Mary Poppins aus dem Himmel zu zwei Kindern hinab und benutzt dabei ihren Regenschirm als Fallschirm. Die Kinder merken bald, daß dies keine gewöhnliche Gouvernante ist, denn während sie ihnen gutes Benehmen beibringt, unternimmt sie mit ihnen eine Reihe von fantastischen Ausflügen.“ (Baseline) Gondel

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“ (tip) UT-Kinocenter, Schauburg, CinemaxX

Das Mercury Puzzle USA 1998, R: Harold Becker, D: Bruce Willis, Miko Hughes, Alec Baldwin

„Viele Fragen bleiben offen nach Harold Beckers letzlich enttäuschendem Thriller mit Starbesetzung. Der neunjährige Autist Simon knackt den geheimen Zugangscode zum noch geheimeren „Mercury-Programm“. Wie? Anscheinend stand der Code in einem Kreuzworträtselheft, natürlich verschlüsselt. Warum, bleibt offen. Um die weitere Verbreitung des Codes zu verhindern, schickt Lt. Colonel Kudrow (Alec Baldwin) sein Spezialisten los. Auftritt FBI-Agent Art Jeffries (Bruce Willis), der den kleinen Codeknacker beschützen will. Obwohl streckenweise nicht unspannend, mißlingt dem Drehbuch der Spagat zwischen „Der einzige Zeuge“, „Rain Man“ und so ziemlich jedem Actionstreifen mit Bruce Willis. Nichts gegen den „Stirb langsam“-Star, aber wie oft wollen wir Willis noch mit gezogener Pistole um Häuserecken lugen sehen?“ (TV-Spielfilm) Europa, CinemaxX, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol) / Originalfassung ohne Untertitel im City

Mr. Magoo USA 1997, R: Szanley Tong, Leslie Nielsen, Kelly Lynch

„Es ist bezeichnend, daß Disney in politisch korrekten Zeiten wie diesen am meisten damit zu tun hatte, die aufgebrachten Blindenverbände zu besänftigen. Am Ende des Films steht folglich ein Hinweis, nichts in „Magoo“ sei eine „akkurate Darstellung von Blindheit oder Sehschwäche“. Übersehen hat man dabei aber noch etwas: den Witz. Millionär Quincy Mogoo ist zu eitel (oder dämlich?), um eine Brille zu tragen, die er eigentlich dringend braucht. Das allein führt zu allerlei Chaos. Leslie Nielsen war mal komisch, jetzt ist er nur noch albern und stolpert durch kalmaukigen Slapstick, dem auch Regisseur Stanley Tong („Rumble in the Bronx“) nicht auf die Sprünge helfen kann.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Much Ado About Nothing Großbritannien 1993, R: Kenneth Branagh, D: Kenneth Branagh, Emma Thompson, Michael Keaton, Keanu Reeves / Originalfassung ohne Untertitel

„If nothing quite matches the teeming, joyful, acrobatic opening high in the hills of Tuscany, there's much to recommend in Branagh's pruned, international version of Shakespeare's troubling comedy. Denzel Washington in the well-meaning Duke to Reeves's splendidly imperious John the bastard, while Keaton and Ben Elton are a suitably clueless Dogberry and Verges. Branagh and Thomson, as Beatrice and Benedick, seem on the whole happier with the romance than the comedy - but do a fair job with some of the beste verbal jousting in the language.“ (Time Out) Kultursaal der Angestelltenkammer

N

Nihavend mucize (Heirat der Wunder) Türkei 1997, R: Atif Yilmaz, D: Türkan Soray, Lale Mansur / Originalfassung mit Untertiteln

Türkischer Spielfilm, der von dem Besitzer eines Filmstudios erzählt, der an einem schlimmen Ödipuskomplex leidet. Seine Mutter hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihn davon zu heilen, indem sie sich gebärdet wie eine ganz gewöhnliche Frau. Und dies macht sie, indem sie mit seinem Geschäftspartner flirtet - mit dramatischen Konsequenzen. Schauburg

Nobat-e Ascheghi ( Zeit für Liebe) Iran 1997, R: Mohsen Machmalbaf, D: Shiva Gerede, Abdolrahman Pallay /Originalfassung mit Untertiteln

„Istambul. Eine Frau, zwei Männer und ein Denunziant. Gazal, die junge Frau auf der Suche nach Selbstbestimmung steht zwischen zwei Männern. Mit dem Denunzianten hat sie nicht gerechnet. Wegen des Publikumsansturms wurde der Film beim Teheraner Festival rund um die Uhr gezeigt und erreichte 15000 Menschen. Danach verschwand der Film.“ (Kommunalkino Bremen) Kino 46

Nun va Goldun (Brot und Blumentopf) Iran 1996, R: Mohsen Makhmalbaf / Originalfassung mit Untertiteln

„Im Basar von Teheran: Ein Polizist verliebt sich in eine Frau. Eines Tages wartet er mit einer weißen Blume auf sie. Für einen Augenblick fällt eine Sonnenstrahl in den Basar. Da kommt ihm ein junger Oppositioneller dazwischen und greift den Polizisten mit einem Messer an, das er unter einem Fladenbrot versteckt hält. Wer aber ist die Frau?“ (Kommunales Kino Bremen) Kino 46

O

Octalus - Der Tod aus der Tiefe USA 1997, Stephen Somers, D: Treat Williams, Famke Janssen

„Titanic -Regisseur Cameron darf sich geschmeichelt fühlen, angesichts der Deutlichkeit, mit der sich das Seemonster-Actionspektakel „Octalus“ bei seinem Unterwasserepos „Abyss“ und nebenbei der kompletten „Alien“-Saga bedient. Herausgekommen ist ein ganz spaßiger, vorhersehbarer B-Movie-Horror mit 1a-Effekten. Die Grundkonstellation scheint wohlbekannt: ein wild durcheinandergewürfelter Haufen - ein Schmuggler, eine attraktive Diebin, mehrere schwerbewaffnete Söldner, ein zwielichtiger Reeder - sieht sich auf einem Luxuskreuzer plötzlich einer Bedrohung aus den Tiefen des Meeres ausgesetzt und muß im gemeinsamen Kampf gegen einen Killerkraken zusammenhalten - so schwer es auch fällt.“ (V. Bleek) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

R

Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“ (taz) CinemaxX

S

Salam Cinema Iran 1994, R: Mohsen Machmalbaf, D: Azadeh Zangeneh / Originalfassung mit Untertiteln

„Anläßlich des 100. Geburtstags des Kinos läßt Machmalbaf öffentlich ausschreiben, er suche Laiendarsteller. Am Tag des Castings drängen Tausende zu den Probeaufnahmen. Auf Geheiß des Regisseurs sollen die Laien vor laufender Kamera lachen, weinen oder umfallen wie Akteure eines Aktionfilms. Da er ihnen verspricht, sie im Film einzusetzen, wird die Dokumentation der Probeaufnahmen zum Spiel-Film, der alle bisherigen Kategorien des Films sprengt.“ (Kommunalkino Bremen) Kino 46

Scream 2 USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette

„In einer der besten Szenen dieses Films wird über Fortsetzungen berühmter Filme diskutiert und warum die niemals gelingen können. „Scream 2“ ist eine Fortsetzung, und sie ist noch gelungener als ihr Vorgänger. Womit einiges über die Ironie, den Witz und die Cleverness dieses Horrorfilms von Wes Craven (Regie) und Kevin Williamson (Buch) erzählt wäre, der sein eigenes Genre spiegelt, um das Spiegelbild noch einmal zu spiegeln.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos

Sirga, die Löwin Frankreich 1996, R: Patrick Grandperret, D: Marthuin Sinze, Salif Keita

„Eine Geschichte zwischen Urwald und Märchen: Im afrikanischen Busch werden gleichzeitig ein Löwen- und ein Menschenbaby geboren; es dauert nicht lange, und ihre Wege kreuzen sich. Bilder der afrikanischen Steppe und des dichten Urwaldes, die Lebensgewohnheiten des Stammes, zeigen uns ein fremdes Land und entführen in eine fremde Kultur.“ (epd-film) UFA-Palast

Das süße Jenseits Kanada 1997, R: Atom Egojan, D: Ian Holm, Sarah Polley, Bruce Greenwood

„Es scheint, als hätte die Eisdecke bereits die Geschichte unter sich begraben, in sich vereinleibt. Bei einem Unfall mit dem Schulbus kommen die Kinder einer kleinen Gemeinde im Norden der USA ums Leben. Untrennbar ist die weiße Einöde nun mit der Geschichte verbunden. Der Schnee legt sich nicht nur über Berge und Wälder, auch über den Schmerz der Hinterbliebenen. Ein Anwalt, ein Fremder, versucht die Eltern zu einer Klage gegen die Busgesellschaft zu bewegen - auch er schleppt eine schmerzliche Erfahrung mit sich herum. Schicht um Schicht dringt der Film ins Zentrum des Geschehens vor, macht den Verlust erfahrbar. Atom Egoyan konfrontiert mit Ereignissen, die außerhalb unseres Vorstellungsvermögens liegen.“ (tip) Gondel

T

The Gingerbread Man USA 1997, R: Robert Altman, D: Kenneth Branagh, Robert Downey jr.

„Nach Francis Ford Coppola (“Der Regenmacher“) hat sich ein weiterer Held des US-Autorenfilm an die Herausforderung Grisham gewagt, und natürlich entledigt sich der Halunke Robert Altman des Hollywood-Auftragsjobs mit der ihm eigenen List. Die Erwartung, daß Thriller drin ist, wo Grisham draufsteht, konterkariert er mit verwegenen Schlenkern in andere Genres und einer irritierenden Verschleppung des Tempos. Bei seinem eleganten Sabotage-Akt kommt Altman entgegen, daß die Vorlage – ein frühes, unveröffentlichtes Werk – nicht ganz dem Schema G entspricht. Statt eines idealistischen Jura-Ritters ist der Held hier ein skrupelloser Karrierist, der nicht den Kapitalismus bekämpft, sondern die eigene Selbstherrlichkeit. Ehe er das schafft, läßt Altman ihn ganz nett zappeln.“ (Der Spiegel) City

The Replacement Killers USA 1998, R: Antoine Fuqua, D: C. Yun-Fat, Mira Sorvino, Jürgen Prochnow

„Dies ist Chow Yun-fats erste Arbeit in Hollywood. Und bleibt leider nur ein Ersatzfilm, gemessen an seinen Hongkong-Meisterwerken. Da hilft es auch nicht, daß Chow, den seine „Replacement-Killer“-Kollegin Mira Sorvino „den Baryschnikow unter den Revolverschwingern“ nennt, beim Showdown 506 Kugeln aus sechs Pistolen verballert. Der granitgesichtige Killer mit Herz macht wenig Worte, die Kugeln fliegen in Zeitlupe, die Knarren werden nie alle. Der amerikanische Regisseur Antoine Fuqua hat viele Hongkong-Filme gesehen und trotzdem nichts verstanden. Ideenlos schustert er Versatzstücke zusammen. Daß seine Imitation trotzdem noch ganz anständig geworden ist, liegt vor allem an Chow Yun-fat, der Würde ins finstere Spiel bringt.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. “ (epd-Film) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhof (Ol) / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

U

US. Marshals USA 1998, R: Stuart Baird, D: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes / Orignialfassung ohne Untertitel

Kurzkritik siehe unter „Auf der Jagd“. UFA-Palast

V

Vier Geschichten über fünf Tote Deutschland 1997, R: Lars Büschel, D: Thira Walke, Sibylle Brunner, Rainer Bock

„Mit bemerkenswerter Offen- und Unvoreingenommenheit nähert sich der Film dem Tabuthema „Tod und Sterben“, wobei er mit der märchenhaften Ankunft von soeben Verstorbenen in einer Art Himmel vier Episoden verklammert. Die Neuankömmlinge in diesem „Himmel“ können durch ein Fernrohr ihrer eigenen Beerdigung zuschauen und dabei die tiefe Trauer, manche Heuchelei, aber auch so manche ausgesprochen amüsante Ungeschicklichkeit der Lebenden verfolgen. Trauer und Komik werden auf mal irritierende, mal Widerspruch herausfordernde Weise in einem letzlich tröstlichen Zusammenhang gebracht.“ (film-dienst) Cinema

W

Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman

„Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Politsatire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis auf Details genau wirkt „Wag the Dog“ wie ein komisch überhöhter Kommentar auf zur Zeit aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder müssen die Filmmacher betonen, daß der Film schon lange fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Und dennoch ist es kaum zu glauben. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. In den letzten Jahren war er schon als Retter der Menschheit („Independence Day“), Actionheld („Air Force One“), Mörder („Absolute Power“) und Trottel (diverse) auf der Leinwand zu sehen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“. (hip) City, Muwi (Ol)

Welcome To Sarajevo Großbritannien 1997, R: Michael Winterbottom, D: Stephen Dillane, Woody Harrelson, Marisa Tomei

„Michael Winterbottoms Film ist kein weiteres Lamento über die Rolle der Medien und ihrer Komsumenten angesichts eines Krieges, im Gegenteil. Er erzählt von Menschen, die ihre Beobachterposition aufgeben, die sich einmischen. Im Mittelpunkt steht der englische Journalist Michael Henderson, der anläßlich einer Reportage über ein Waisenhaus nahe der Front der halbwüchsigen Emira verspricht, sie aus dem Inferno zu retten. Als sich die Möglichkeit ergibt, eine Gruppe von Kindern außer Landes zu bringen, nimmt er Emira mit. Winterbottoms Film verbindet die Spielszenen behutsam mit dokumentarischem Material, meist Fernsehbildern aus jener Zeit, und vermeidet damit den Eindruck, die Spannung des Geschehens durch nachgestellte Szenen noch steigern zu wollen. Ebenso verzichtet er auf eine „kinogemäße“ Zuspitzung der Geschichte, die damit ganz ohne den klassischen Plot auskommt. Der Film gewinnt seine Dramatik vielmehr aus seiner Konzentration auf das alltägliche Grauen, das das Leben der Menschen hier bestimmt: wenn der Gang zur Wasserstelle ein lebensgefährliches Unterfangen ist, die erleuchtete Wohnung zur Zielscheibe von Heckenschützen wird, und drei geschenkte Hühnereier zu einem Festmahl werden. Dies ist der humane Grundzug dieses Films, dem es nicht um die politische Anatomie eines Konfliktes, sondern um dessen Opfer geht.“ (epd-film) Schauburg

Y

Yessongs Großbritannien 1973, R: Peter Neal / Originalfassung ohne Untertitel

„Für Yes-Freaks mag diese Aufnahme des Rainbow-Konzerts der Gruppe von 1972 vielleicht dazu dienen, die Ozeane ihres Bewußtseins auszuloten, für alle anderen ist sie extrem langweilig. In den verlängerten Arrangements des Konzerts mit langen, selbstgefälligen Soli und abhackenden Rhythmuswechseln entpuppen sich die Texte von Jon Andersons als noch oberflächlicher als auf den Alben. Abgesehen von den Graphiken und optischen Täuschungen von Roger Dean sind die Bilder des Films sehr blaß und wie durch die Bühnenbeleuchtung planiert. Die Tontrennung zwischen Stimmen und Leadgitarre ist ähnlich verschwommen.“ (Time Out) Kino 46

Z

Das Zauberbuch Deutschland/Tschechien 1996, R: Vaclav Vorlicek, D: Tina Ruland, Uwe Ochsenknecht

"Der Stoff, aus dem man gute Märchenfilme macht: Eine häßliche Zauberin mitsamt Katze und Knecht, ein Herr des Feuers, eine gute Fee, ein König plus reizender Tochter, ein habgieriger Prinz, der sich sehr unterscheidet von ehrenhaften Prinzen, und allerlei Nebenfiguren, die den königlichen Hof bevölkern. Mit dem Zauberbuch hat Vaclav Vorlicek sich an ein actionsreiches Märchen herangewagt, mit vielfältiger Figurenkonstellation und kompliziert aufgebauten Spannungsbögen. Und der Film birgt nicht nur Spannung, sondern auch Witz und Humor: Die Hexe rutscht erst mal vom Besen, bevor der losfliegen kann, und der Prinz fällt als Kaminkehrer zu den unpassensten Gelegenheiten aus einem der vielem Kamine, um die Prinzessin einzurußen.“ (epd-film) Atlantis