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Krieg am Horn von Afrika

Nach Bomben auf Zivilisten will die Organisation Afrikanischer Einheit den äthiopisch-eritreischen Krieg stoppen  ■ Von Volker Michael

Im seit Monaten schwelenden Grenzstreit zwischen Äthiopien und Eritrea haben nun endgültig die Militärs das Sagen. Seit Freitag greifen sich beide Staaten gegenseitig mit Kampfflugzeugen an. Betroffen sind nicht mehr nur die umstrittenen Grenzregionen Badme, Salambessa und Ajab, sondern auch die Städte beider Länder. Hintergrund des Krieges sind Meinungsverschiedenheiten über den Verlauf der zu italienischen Kolonialzeiten festgelegten Grenze in angeblich bodenschatzreichen Gebieten. Eritrea ist seit 1991 von Äthiopien unabhängig.

Nach der Attacke äthiopischer MiG-29-Bomber auf den militärischen und zivilen Flughafen in der eritreischen Hauptstadt Asmara hatte Eritrea noch am Freitag bei einem Gegenangriff die nordäthiopische Provinzhauptstadt Mekele bombardiert. Regierungskreise in Addis Abeba behaupten hingegen, daß erst diese Kriegshandlungen den äthiopischen Angriff auf Asmara provoziert hätten. In Mekele töteten die Bomben eritreischer Kampfjets über 40 Zivilisten, darunter 10 Kinder. In Asmara sprechen Regierungskreise mittlerweile von einem Versehen. Man habe genauso wie die Äthiopier nur militärische Ziele treffen wollen.

Dramatisch verlief die Evakuierung ausländischer Bürger aus Eritrea, die von mehreren westlichen Regierungen organisiert wurde. Um Starts und Landungen von Sondermaschinen zu ermöglichen, unterbrach die äthiopische Luftwaffe eigens ihre Attacken auf Asmaras Flughafen. Mehr als 1.500 Ausländer, vor allem Diplomaten, Entwicklungshelfer und ihre Angehörigen, wurden ausgeflogen.

Die äthiopische Luftwaffe zerstörte am Freitag mit ihren Luftangriffen auf den Flughafen von Asmara alle Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung des Grenzstreits. Einen Tag zuvor hatte Äthiopiens Ministerpräsident Meles Zenawi noch die Unterstützung seiner Regierung für einen US- amerikanisch-ruandischen Vier- Punkte-Friedensplan bekundet. Auch Eritreas Präsident Isayas Afeworki signalisierte seine prinzipielle Verhandlungsbereitschaft. Daß er aber die Klärung von Einzelheiten in den Vordergrund stellte, wurde von Diplomaten in Asmara als vorsichtige Ablehnung der Initiative interpretiert, die von Eritrea den Rückzug seiner Truppen aus der umstrittenen Grenzregion verlangt. Inzwischen hielt Zenawi in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN trotz der gegenseitigen Bombenangriffe eine friedliche Lösung für möglich. Bedingung sei allerdings der Abzug eritreischer Soldaten.

Sowohl die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) als auch die Vereinten Nationen und mehrere afrikanische Nachbarländer appellierten an die einst verbündeten Staaten am Horn von Afrika, ihre Feindseligkeiten einzustellen. Auf der heute in Burkina Faso beginnenden OAU-Gipfelkonferenz wird der neue Krieg in Ostafrika ganz oben auf der Tagesordnung stehen.

Eritrea gilt militärisch als deutlich unterlegen. Beide Seiten haben in den letzten Wochen ehemalige Guerillakämpfer mobilisiert. Eritrea verfügt offiziell über 46.000 Soldaten, Äthiopien 120.000. Drei der insgesamt 85 Kampfbomber Äthiopiens wurden im Laufe der Kampfhandlungen abgeschossen. Einer von 19 Bombern Eritreas ereilte das gleiche Schicksal.

Kommentar Seite 12

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