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Gen-Gegner prüfen zweiten Anlauf

■ Nach verlorener Abstimmung wollen die Urheber der Genschutzinitiative nun gezielt gegen Agrar-Gentechnik vorgehen

Berlin (taz) – „Das Resultat ist schon eine Enttäuschung“, kommentierte Daniel Ammann, Geschäftsführer der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft Gentechnologie (SAG), gestern die Ablehnung der Schweizer Genschutzinitiative vom Sonntag. Deren Ziel war gewesen, die Herstellung transgener Tiere, die Freisetzung genveränderter Pflanzen sowie die Patentierung von Tieren und Pflanzen gesetzlich zu verbieten.

Bevor es eine neue Initiative gebe, müsse man erst einmal Wähleranalysen abwarten, sagte Ammann. Sollte sich herausstellen, daß sich die Haltung zur medizinischen Gentechnik von der zur landwirtschaftlichen unterscheidet, könne man über einen zweiten Anlauf nachdenken, der sich nur gegen die letztere wendet.

Hier sieht Ammann einen der Hauptgründe für das Scheitern. Es sei den Gegnern gelungen, die Genschutzinitiative in medizinische Bereiche wie die Krebs- und Alzheimerforschung hineinzuziehen und als Verbotsinitiative darzustellen. „Das war eine Verzerrung, denn die Pharmaproduktion wäre gar nicht betroffen gewesen.“ Sehr wichtig sei auch das Argument gewesen, die Schweiz verliere als internationaler Forschungsstandort Ansehen. Viele Eidgenossen hielten „Intelligenz“ für die wichtigste Ressource der Schweiz.

Knapp 67 Prozent der Schweizer lehnten die Genschutzinitiative ab. In keinem einzigen der 26 Kantone gab es eine Mehrheit für das Vorhaben. Dabei war im Vorfeld spekuliert worden, daß gerade die deutschsprachigen Kantone der Initiative zustimmen könnten. Die meisten Stimmen bekam die Initiative noch in landwirtschaftlich geprägten Kantonen wie Graubünden.

Hiltrud Breyer, Gentechnikexpertin der Grünen im Europaparlament, wertete das Begehren dennoch als Erfolg. „Angesichts der millionenschweren Medienkampagne der Gentechniklobby ist das Ergebnis als ein Denkzettel für die Gentechnikindustrie zu werten.“ Immerhin teilen ein Drittel der Schweizer die Bedenken der Initiative. Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers kommentierte dagegen im Saarländischen Rundfunk, es stimme nicht, daß die Menschen Angst vor der Gentechnik hätten. Auch in Deutschland stoße die Biotechnik in der Bevölkerung auf breite Zustimmung.

Die deutschen Gentechnik- Skeptiker lassen sich bisher aber nicht beirren. So starteten die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern vergangenen Freitag eine Volksinitiative, mit der ein Gütesiegel für gentechnikfreie Lebensmittel durchgesetzt werden soll. nbo

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