: Wer rettet die WM?
Das spielerische Potential ist hoch wie nie. Eine tolle WM stünde ins Haus – wäre da nicht die Potenz von Trainern, Schiedsrichtern, Präsidenten, Kommentatoren. Wohin man hört & sieht: Philosophen mit hängenden Spitzen, Trainer, denen die Null steht, Schiedsrichter auf Sabotage-Kür – philosophisch vereint im Nein zu jedem TOR, das Spielern unangemeldet unterlaufen könnte. Und nun – The STUDIO BRAIN: „ Meine Philosophie beruht darauf, daß ich sage, wir müssen Dominanz ausüben.“ – Prof. Netzer live in Gala-Form. Ein Heer gnadenloser Dominanzausüber im Philosophentrikot: die Null nur zu durchbrechen im Ritual durch ausgesuchten STAR (= 30maliges TV- Replay des Tor-Spots). Verbleibendes Problem: Wie wird man das 11-m-Schießen los nach 120 min Endspiel mit 0:0 auf allen Augenklappen? Golden Goal war keine Lösung: viel zu riskant und den Spielern überlassen. – Vielleicht haben die Comic-Franzosen ein Einsehen und ehren ihren unausrechenbaren Ex-Capitaine Gilles Deleuze zwei Jahre nach letzter Ballabgabe durch freches Spiel der Philosophieschüler vom gallischen Transportwesen. Ein Streik fürs Fußballherz!
Klaus Theweleit,
Philosoph, Freiburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen