: Aufschub in Minsk
■ Regierung verlängert Ultimatum für den Auszug westlicher Botschafter aus Residenzen
Bonn/Minsk (rtr) – Der deutsche Botschafter in Weißrußland, Horst Winkelmann, wird nach Angaben des Auswärtigen Amts seine Residenz in der Hauptstadt Minsk vorerst nicht räumen. Das heute ablaufende Ultimatum der weißrussischen Regierung zum Auszug des deutschen sowie 21 weiterer Botschafter aus ihren Residenzen sei um eine Woche verlängert worden, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts gestern in Bonn. Zuvor war unter Berufung auf Winkelmann gemeldet worden, daß die meisten betroffenen Staaten ihre Botschafter aus Weißrußland zurückberufen wollten. Noch gestern nachmittag hatte Weißrußlands Außenminister Ivan Antonovitsch erneut betont, daß die Botschafter ihre Residenzen fristgerecht räumen müßten.
Die Botschafter würden nun in Gesprächen mit der Regierung nach einer verträglichen Lösung suchen, sagte der Sprecher. Sollte die weißrussische Regierung in einer Woche weiter auf einer Räumung der Botschaften bestehen, behalte sich die Bundesregierung eine deutliche und angemessene Reaktion vor, kündigte der Sprecher an. Das Vorgehen Weißrußlands sei nicht akzeptabel. Es widerspreche dem Völkerrecht, das die Unantastbarkeit der Botschaftsresidenzen garantiere.
Bereits im April hatte die Regierung von Präsident Alexander Lukaschenko die Diplomaten von 22 Ländern – darunter die USA, Rußland, Frankreich und Deutschland – aufgefordert, ihre Residenzen im Minsker Stadtteil Drosdi bis gestern zu räumen. Als offizieller Grund für die Aufforderung zum Abzug wurde vom weißrussischen Außenministerium angegeben, daß die Residenzen dringend saniert werden müßten.
Am Montag hatten Arbeiter auf Geheiß der weißrussischen Regierung das Tor zur Residenz des US- Botschafters in Minsk versperrt. Botschafter Daniel Speckhard, der mit Frau und Kindern vor dem Tor stand und seine Residenz nicht mehr betreten konnte, erklärte, wenn die Regierung ihn aussperre, dann werde er das Land verlassen. Die USA hatten daraufhin mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Der Sprecher des russischen Außenministeriums, Wladimir Rachmanin, sagte, er habe noch keine Informationen über das weitere Vorgehen Moskaus. Nichtsdestotrotz sei Rußland durch das Vorgehen in Minsk beunruhigt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen