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“Tänzer sind Künstler und Sportler zugleich“

Tanzmedizin! Das klingt nach einer neuen Nische auf dem unendlich verschachtelten Markt halb-esoterischer Körper-Geist-Seele-Angebote. Aber knapp daneben und von Ganzheitlichkeit keine Spur! Die Tanzmedizin ist knallharte Symptombeseitigung. Ein neuer Berufszweig für ein paar alte Berufskrankheiten.

Eileen Wanke aus Bremen ist eine ihrer Pionierinnen. Zumindest in Deutschland. Im Kreiskrankenhaus Bassum leitet sie den einzigen Bereich Tanzmedizin in Norddeutschland: Sie behandelt die spezifischen gesundheitlichen Probleme von TänzerInnen. Die Tanzmedizin kommt ursprünglich aus den USA, hat sich allerdings in den letzten Jahren auch mit einer eigenständigen Entwicklung in Europa niedergelassen. Und selbst TaMed gibt es schon – die Bundesvereinigung der Tanzmediziner in Deutschland.

„Die steigende Beliebtheit des Tanzes hat dazu geführt, daß Tänzer maximalen physischen Anforderungen ausgesetzt sind. Dies ist vielen nicht bewußt“, beschreibt Eileen Wanke, promovierte Ärztin für plastische Chirurgie, einen Grund für die Bildung dieses neuen Arbeitsfeldes. Doch mit der klassischen Sportmedizin komme man nicht immer an die Probleme ran. Eine gesonderte Behandlung der Tänzer sei notwendig, denn „Tänzer sind Künstler und Sportler zugleich“, so die Philosophie der Fachärztin.

Die häufigsten Probleme ihrer PatientInnen sind Verstauchungen, Probleme mit Rücken und Füßen sowie durch starkes Training entstandene Muskelungleichheiten. Bei der Behandlung legt Wanke neben Krankengymnastik, Massage und Akkupunktur vor allem Wert auf die Beobachtung von Training und Choreographie. Oft können die Beschwerden schon durch wenige Änderungen behoben werden.

Durch den hohen Konkurrenzdruck, die sehr kurze Vertragsdauer und die allgemein kurze Lebensarbeitszeit (oft nur bis zum 30. Lebensjahr) wollen sich viele TänzerInnen jedoch selten krankschreiben lassen. Deshalb spielt die Prävention gerade in der Tanzmedizin eine zentrale Rolle. Eileen Wanke möchte als nächstes Projekt ein tanzmedizinisches Ausdauerprogramm entwickeln. Um auf diese Weise Verletzungen vorzubeugen und zu verhindern, daß TänzerInnen sich schon durch das Training total auslaugen lassen. stoe

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