Anne-Frank-Zentrum in Mitte eröffnet

■ Vergangenheitsbewältigung im Jewish Communication Center

Pünktlich zu Anne Franks 69. Geburtstag sollte alles fertig werden. Dennoch hörte man gestern noch einen Bauarbeiter mit Bohrmaschine die letzten Arbeiten verrichten, als der Geschäftsführer Thomas Heppener die Begrüßungsrede im koscheren Restaurant „Rimon“ im Jewish Communication Center hielt. Nach London und New York wurde gestern in der Oranienburger Straße ein Anne-Frank-Zentrum eröffnet.

Als deutsche Partnerorganisation des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam will das Berliner Zentrum über die Beschäftigung mit Anne Frank die Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen wachhalten. Dabei müsse jedoch auch, so Heppener, „eine Brücke ins Heute“ gefunden werden.

Das Zentrum koordiniert die deutschlandweite Tournee der Wanderausstellung „Anne Frank – eine Geschichte für heute“. Die Ausstellung und pädagogische Angebote sollen dazu anregen, sich mit der Geschichte des eigenen Ortes zu beschäftigen und aktuelle Fragen von Diskriminierung und Verfolgung anzuschneiden. Für Jugendliche und Schulklassen werden Projekttage, Lesungen und Stadtführungen angeboten. Außerdem organisiert das Zentrum Gespräche mit ZeitzeugInnen.

Zur Eröffnung war auch Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) gekommen. Sie lobte nicht nur den Standort des Zentrums im historischen Jüdischen Viertel in Mitte. Angesichts rechtsradikaler Tendenzen müsse die Kommunikation mit allen Generationen verstärkt werden. Sie betonte die besondere Aufgabe, Jugendliche, „die nicht von sich aus fragen“, für Geschichte zu interessieren.

Hans Westra, der Direktor des Amsterdamer Anne-Frank-Hauses, stellte fest, daß sich die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland zum Positiven geändert habe. Schulprojekte, Museen und Gedenkstätten zum Holocaust seien entstanden. Er überreichte Heppener ein Duplikat des Tagebuchs von Anne Frank. Das Original wird in Amsterdam gezeigt.

Bei der Eröffnungsfeier erinnerte sich auch Hannah Pick an ihre Schulfreundin Anne Frank. Ihre Mutter habe ihre Freundin stets so charakterisiert: „Der liebe Gott weiß alles, Anne weiß alles besser.“ Die Zeitzeugin berichtete von gemeinsamen Streichen. Erschütternd schilderte sie aber auch die letzte Begegnung mit Anne Frank am Stacheldrahtzaun im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Am Sonntag findet von 14 bis 18 Uhr im Anne-Frank-Zentrum in der Oranienburger Straße 26 ein Tag der offenen Tür statt. Kirsten Küppers