piwik no script img

Volkswagen droht Klage

■ Entschädigung: ZwangsarbeiterInnen aus der NS-Zeit bitten Schröder um Vermittlung

Bonn (AFP) – Dreißig ehemalige jüdische Zwangsarbeiter wollen die Volkswagen AG wegen bisher nicht ausgezahlter Löhne aus den Jahren 1944 und 1945 verklagen, wenn es zuvor zu keiner außergerichtlichen Regelung kommt. Der Bevollmächtigte der in Israel wohnenden Überlebenden des Holocaust, Klaus von Münchhausen, sagte am Freitag, er bereite gerichtliche Schritte vor, hoffe aber noch auf eine Einigung. Nachdem VW-Vorstandsvorsitzender Ferdinand Piäch Verhandlungen darüber abgeblockt habe, bemühe er sich um Gespräche mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD), der seinen Einfluß im VW- Aufsichtsrat geltend machen könne, sagte Münchhausen.

Die geforderte Entschädigung für die Zwangsarbeit beläuft sich Münchhausen zufolge pro Arbeiter auf 4.000 Mark für jeden Monat. Die Berechnung der Summe folge einer Reichsverordnung von 1941, die den Tariflohn jüdischer „Pflichtarbeiter“ festgelegt habe. Demnach müsse man einen Stundenlohn von umgerechnet 13 Mark zugrunde legen, was bei einer 7-Tage-Woche 4.000 Mark ergebe, sagte Münchhausen.

In der vergangenen Woche hatte der Nürnberger Rüstungskonzern Diehl beschlossen, ehemalige KZ-Häftlinge für Zwangsarbeit in dem Unternehmen zu entschädigen. Bei der Entschädigung soll es sich um 1.000 Mark pro Monat Arbeit beziehungsweise um pauschale Zahlungen von 15.000 Mark handeln. Die Einigung erfolgte außergerichtlich.

Die ehemaligen VW-Zwangsarbeiter stammten Münchhausen zufolge ursprünglich aus Ungarn. Die dreißig Männer seien aus ungarischen Ghettos geholt, im Konzentrationslager Auschwitz interniert und anschließend nach Wolfsburg transportiert worden. Nach Angaben von Münchhausen berichteten Überlebende aus dem Konzentrationslager, an der Auswahl der Zwangsarbeiter seien Führungskräfte des Volkswagenwerks direkt beteiligt gewesen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen