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Nicht Forderungen, sondern Lernprozesse

■ Auch die zweite Folge des Streikkongresses „Bildung und Gesellschaft“ war ein Mißerfolg. Kaum TeilnehmerInnen, wenig Ergebnisse in Bielefeld. Studenten seien keine „Leistungselite“

Bielefeld (taz) – Und StudentInnen sind doch lernfähig, wenn auch nur in Maßen. Nach dem gescheiterten Versuch, den Unmut des wochenlangen 97er Studentenstreiks Anfang des Jahres auf einem Kongreß in Berlin in einen Forderungskatalog umzusetzen, schraubten die Veranstalter des Folgekongresses „Bildung und Gesellschaft“, zweite Folge, ihre Erwartungen deutlich nach unten. In Bielefeld einigte man sich letztes Wochenende schon im Vorfeld darauf, sich auf nichts einigen zu können. „Wir pochen hier nicht auf einen Forderungskatalog, sondern auf einen Lern- und Denkprozeß“, erklärte Frank Meißner, Mitorganisator des Kongresses. „Es gibt halt keinen Konsens, das hat Berlin bewiesen.“

Leider führte diese durchaus realistische Haltung dazu, daß nun so gut wie gar keine Ergebnisse mehr zustande kamen. Zwar wurde in Arbeitsgruppen eifrig über „Bildung und Staat“ oder „Individuum und Gesellschaft“ diskutiert. Nützliche Schlußfolgerungen für eine Verbesserung der Lernsituation an den Unis oder Alternativen zum ungeliebten Hochschulrahmengesetz ergaben sich daraus aber nicht. Immerhin kamen die TeilnehmerInnen aber überein, die im April an der Uni Duisburg gestartete Initiative für ein bundesweites „Bildungsnetz“ zu unterstützen. Dieses soll durch einen lockeren Zusammenschluß von Studierenden die hochschulpolitische Debatte auch außerhalb der Studentenvertretungen fördern.

Ob eine solche Aufsplittung der sowieso schon recht spärlich vertretenen diskutierfreudigen StudentInnen deren Sache dient, ist fraglich. Kritische Themen wie etwa „Elite-Bildung“ lassen die Mehrheit der Studierenden ziemlich kalt: „90 Prozent der Leute glauben, sie wären bei so einer Elite dabei“, spottete eine Bielefelder Studentin auf dem Kongreß. „Daß mindestens 60 Prozent von ihnen rausfliegen, ist denen nicht klar.“

Ähnliche Erfahrungen hat Michael Hartmann, Soziologieprofessor aus Paderborn, mit seinen Schäfchen gemacht. Gegen deftige Studiengebühren sei der Widerstand recht hoch, berichtete er. Die Bildung einer „Gebühren-Elite“ sei daher eher unwahrscheinlich. Anders sähe es aber mit einer „Leistungselite“ aus: „Da glaubt jeder, er gehört dazu.“

Diese vermeintliche Leistungselite hatte an diesem Wochenende offenbar wenig Lust, sich Gedanken über die Zukunft ihrer Unis zu machen. Nur etwa 130 StudentInnen sind dem bundesweiten Aufruf zum „großen Lernangriff“ gefolgt. Ein bißchen frustriert waren die Veranstalter schon über das Fernbleiben der 1,9 Millionen deutschen Kommilitonen. Die Beteiligung der Studierenden an der Bildungsdebatte, so bilanzierte man konsterniert, sei wieder „auf das Niveau von vor dem Streik gesunken“. Kristine Schmidt

Kontakt Bildungsnetz asta@uni- duisburg.de

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