piwik no script img

Neun Regimegegner in Nigeria frei

■ Opposition verlangt die Haftentlassung aller politischen Gefangenen

Berlin (taz) – Die Ankündigung der Regierung Nigerias, weitere politische Gefangene freizulassen, hat die Hoffnung auf eine politische Öffnung in dem westafrikanischen Land gestärkt. Der Nachfolger des letzte Woche verstorbenen Militärherrschers Sani Abacha, General Abdulsalam Abubakar, erklärte am Montag, neun prominente Regimegegner würden demnächst aus der Haft entlassen.

Zu den Freizulassenden gehören neben dem international bekannten Ex-Staatschef Olusegun Obasanjo weitere Politiker, Journalisten, Gewerkschafter und ein Muslimführer. Ebenso wie Obasanjo wurde der Arzt Beko Ransome-Kuti, ein Bruder des Afrobeat- Stars Fela, 1995 wegen eines angeblichen Putschversuchs inhaftiert. Obasanjo wurde jetzt begnadigt, Kuti wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustands freigelassen.

Zwei Aktivisten der Ölarbeitergewerkschaft wurden seit einem Streik 1994 ohne Prozeß festgehalten. Ebenso ohne Verfahren sitzt der abgesetzte Scheich der Stadt Sokoto, der Muslimführer Ibrahim Dasuki, seit zwei Jahren im Gefängnis. Ein weiterer bekannter Regimegegner ist der erst im Mai nach Krawallen in der Stadt Kaduna festgenommene Politiker Bola Ige.

„Abubakar muß sich nun beeilen, alle Gefangenen freizulassen“, präzisierte Gani Fawehinmi, Koordinator eines oppositionellen Aktionsbündnisses, gegenüber dem US-Fernsehsender CNN die Erwartungen der nigerianischen Demokratiebewegung – nicht ohne die Freilassung der Neun als „fantastisches“ Zeichen für Nigerias Zukunft zu werten.

Keine Aussicht auf Freilassung hat bisher Moshood Abiola, der 1993 zum Präsidenten gewählte Geschäftsmann aus dem Süden des Landes. Solange er noch in Haft sitzt, sind die Ankündigungen des neuen Machthabers wohl nur als symbolisches Eingehen gegenüber dem internationalen Druck zu sehen. Volker Michael

Portrait Seite 13

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen