■ Argumente gegen den Transrapid: Konkurrenzlos laut statt „Flüsterpfeil“
Bis Ende September will der BUND 90.000 Unterschriften sammeln, um das Thema Transrapid wieder auf die Tagesordnung des Parlaments setzen zu lassen. Immer montags läßt die taz ExpertInnen zu Wort kommen, die die Argumente für den Transrapid widerlegen.
Das Argument: Der Transrapid ist leise.
In der Werbung wird der Transrapid gern als schwebender Flüsterpfeil vorgestellt. Mit einem Vergleich von ICE und Magnetschwebebahn bei gleichen Geschwindigkeiten soll vermittelt werden, daß der Transrapid besonders leise sei.
Der Transrpaid entwickelt zwar anders als die Bahn keine Rollgeräusche, doch je schneller gefahren wird, desto rascher steigen mit dem Luftwiderstand die Strömungsgeräusche. Über 300 km/h wäre deshalb der Transrapid bei gleichen Verhältnissen genauso laut wie der ICE. Die Bahn erreicht aber solche Geschwindigkeiten nicht. In seiner absoluten Lärmentwicklung ist die Magnetschwebebahn daher „konkurrenzlos“.
Zu den individuellen Lärmwirkungen hat das Umweltbundesamt 1997 einen Labortest durchgeführt. Die Bundesbehörde kam zu dem Ergebnis, daß sich bei gleichen Mittelungspegeln von Transrapid und Bahnlärm deutliche Wirkungsunterschiede bei hohen Geschwindigkeiten ergeben. Der Transrapid wird als „sehr unangenehm, abstoßend und lauter als der konventionelle Zug erlebt“. Trotzdem hat der Verordnungsgeber den sogenannten „Schienenbonus“ beim Lärm bis zu 300 km/h auch für den Transrapid vorgesehen.
Die „Magnetschwebebahn- Lärmschutzverordnung“ berücksichtigt auch nicht die hohen Spitzenpegel, die der Transrapid bei der Vorbeifahrt verursacht. Die Berechnungsverfahren gehen ausschließlich von einem Mittelpegel aus. Weil also nur ein schleichender Pfeil ein „Flüsterpfeil“ sein kann, wird der Transrapid nie zu einem solchen werden.
Karsten Sommer arbeitet als Rechtsanwalt mit dem Themenschwerpunkt Umwelt- und Planungsrecht, darunter auch Immissionsschutzrecht
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