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"Ein Ort der Menschlichkeit"

■ 2.000 Menschen gedenken der bei dem Unfall des Hochgeschwindigkeitszuges 100 tödlich verunglückten Menschen. Bundespräsident Herzog dankt den Helfern und legt Kränze nieder

Celle/Eschede (dpa) – Mit einer Trauerfeier und Kranzniederlegungen am Unglücksort hat Deutschland am Sonntag von den 100 Opfern der Eisenbahnkatastrophe von Eschede Abschied genommen.

Mehr als 2.000 Menschen nahmen an der zentralen Feier in und außerhalb der Stadtkirche von Celle teil. Bundespräsident Roman Herzog nannte das Unglück in seiner Trauerrede einen „modernen Alptraum“. Am Ort der Katastrophe in Eschede legten er wie auch Bundeskanzler Helmut Kohl, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (beide CDU) und der amtierende Bundesratspräsident Gerhard Schröder (SPD) unter großer Anteilnahme der Bevölkerung Kränze nieder.

Wie jede „menschliche Hervorbringung“ werde die Technik niemals unfehlbar sein, sagte Herzog in Celle. Die Trauerfeier wurde über Videoleinwände auf zwei Plätze in der Celler Innenstadt sowie nach Eschede übertragen. Zweieinhalb Wochen nach der Katastrophe dankte der Bundespräsident vor mehr als 700 Trauergästen den vielen Helfern, „die an Ort und Stelle dem Schrecken ins Auge geblickt haben“. Den Bürgern von Eschede, die geholfen hätten, wo immer es ging, sei es zu verdanken, daß „Eschede für uns alle nicht nur ein Ort des Schreckens, sondern auch ein Ort der Menschlichkeit geworden ist“.

Die Bahn legte um 10.59 Uhr, dem Zeitpunkt der Katastrophe, in allen Zügen und auf den Bahnhöfen eine Gedenkminute ein. Bundesweit war Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden angeordnet. In Eschede war vor zweieinhalb Wochen ein Hochgeschwindigkeitszug der Bahn entgleist und gegen eine Brücke gerast. Das Unglück ist die schwerste Zugkatastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik.

Nach der Trauerfeier in Celle fuhr Herzog an den Unglücksort. Vor zahlreichen Bürgern sagte er dort, Eschede stehe „für gelebte Menschlichkeit und für eine unglaublich spontane Solidarität“. In den Stunden und Tagen nach dem Unglück seien viele Menschen aus diesem Ort und der ganzen Region über sich hinausgewachsen. Das Zusammenstehen nach dem Unglück habe gezeigt, daß Mitmenschlichkeit in Deutschland keine verlorene Tugend sei.

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