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Sehr sanft abgewatscht

■ Beim artigen HSV haben sich alle wieder ganz doll lieb

Udo Bandow, der Vorsitzende des Aufsichtsrates des Hamburger SV, hat ja so recht: „Wir haben den Neubau in Ochsenzoll durchgebracht, und wenn alles gut geht, wird am 22. August im neuen Volksparkstadion gespielt. Und das alles ohne Vorstandsvorsitzenden.“ Trotz des Abschieds von Uwe Seeler zum Ende des Monats: Warum sollte man sich beim Traditionsverein beeilen, diese Stelle neu zu besetzen? So war man sich bei der Aufsichtsrats-Sitzung am Mittwoch auch einig, daß der neue Vorstand zwar am 30. Juni vorgestellt wird – inklusive des Vertreters des Vermarkters Ufa – ,aber zu diesem Zeitpunkt kein Nachfolger für Seeler präsentiert wird.

Außerdem gibt es im Verein doch einen Ersatzspieler, der die Rolle des starken Mannes de facto inne hat. Im Moment ist es völlig obsolet, Geschäftsführer Werner Hackmann auf einen anderen Posten zu wählen. Ohne ihn geht an der Rothenbaumchaussee nichts. Das weiß auch Bandow, und er sagt: „Herr Hackmann ist nicht nur wirtschaftlich beschlagen, sondern weiß auch, wie man politisch verfahren muß in Hamburg.“ So klang es fast wie Eigenlob, als sich der ehemalige Innensenator bei der Stadt für die Schnelligkeit bedankte, mit der die Kaufverträge über das Volksparkgelände unterschriftsreif waren.

Bei all der Euphorie vergaß auch Bandow nicht, artig seine Verbeugung vor Senat und Bürgerschaft zu machen, schließlich „darf man nicht vergessen, daß der HSV 75.000 Quadratmeter Grund, 21,3 Millionen Mark und ein Stadion quasi geschenkt bekommt“.

Bei der Harmonie wurde auch der Ex-Fast-Präsident Jürgen Hunke wieder huldvoll in den Kreis derer aufgenommen, die dem Verein nur Gutes wollen. „Herr Hunke ist erfolgreicher Unternehmer und hat eine andere Geschäftsauffassung“, beschied Bandow, „ich dagegen bin es mein Leben lang gewohnt, im Team zu arbeiten.“ Kein Wort mehr zu den harschen Tönen gegenüber Hackmann. Sanfter kann man kaum jemanden abwatschen.

Eberhard Spohd

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