: Stadt der Frauen
■ In Hamburg trafen sich feministische Stadtplanerinnen zur Standortbestimmung
Der Hamburger SPD-Wirtschaftssenator will die „Stadt der kurzen Wege“, der grüne Senator für Stadtentwicklung Quartiere, in denen „Wohnen und Arbeiten“ nah beieinander liegen. Das seien „klassische feministische Forderungen“, sagt die Kieler Geographin Brigitte Wotha, die heute wie selbstverständlich Eingang auch ins Vokabular von (stadt)planenden Männern gefunden haben. Jedoch: In den wenigsten Fällen werde daran erinnert, daß sie feministischer Planungstheorie der 70er und 80er Jahre entstammen.
Ist das nun ein Problem? Oder sind Frauen wie die engagierten Architektinnen, die 1981 eine Podiumsveranstaltung der Internationalen Bauausstellung in Berlin besetzten, weil man sie anders nicht zu Wort kommen ließ, Ende der 90er endlich am Ziel? Wotha und ihre Kollegin Britta Becher, Stadtplanerin in Hamburg, tauschten am Mittwoch abend bei der Standortbestimmung feministischer Planungsansätze Gedanken aus.
Zwar hätten sich die meisten forschenden Frauen inzwischen „von der Idee der natürlichen Differenz verabschiedet“, so Wotha: „Die Kategorie ,Frau' allein ist nicht mehr gültig.“ Vielmehr spielten bei der Erforschung räumlicher Lebensbedingungen soziale Position, Alter und ethnische Zugehörigkeit eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie das Geschlecht. Auch gebe es mittlerweile Versuche, Frauen „innerhalb der Standesorganisation“ zu etablieren. Im Gegensatz zu „früher“, als Frauen oftmals auf eigenen Zirkeln bestanden und dann doch nicht ernst genommen wurden von ihren Kollegen. Doch das „Fernziel, ihre Lebensbedingungen zu verbessern“, sei weiter unerfüllt. „Häufig“, so Wotha, „werden wir gebeten, auf Veranstaltungen Angsträume in der Stadt zu beschreiben.“ Doch die Ursache dafür, daß sich Frauen in U-Bahnschächten nicht wohl fühlen, „wird immer noch nicht benannt“, ärgert sich Becher. Die Konsequenz, „beispielsweise Ausgangssperre für Männer ab 21 Uhr“, bleibe eine „Utopie“. hh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen