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Zu schön, aber wahr

■ Wurde der Fälscher also doch gefälscht?

Die Geschichte um das angebliche Buch des Hitler-Tagebücher- Fälschers Konrad Kujau (taz von Montag) wird immer verwirrender. Als Kujau letzte Woche bestritt, der Buchautor zu sein, konnte man noch getrost einen PR-Trick vermuten. Denn die Geschichte vom Fälscher, der ein Fälschungsopfer wurde, ist eigentlich zu schön. Doch statt Haha! zu machen und die Geschichte aufzulösen, stoppte der Verlag nun die Auslieferung des Buches.

Mit rechtlichen Schritten habe Kujau gedroht, sagte Verleger Stafan Majetschak gestern. Vermutlich müßten rund 1.200 Exemplare eingestampft werden. Der Verleger kann nämlich nicht beweisen, daß Meisterfälscher Kujau statt eines Unbekannten das Buch schrieb, wie er behauptet hatte. Einen schriftlichen Vertrag gibt's nicht, sagt er, und auch keine Honorarüberweisung. Doch Majetschak beteuert mittlerweile derart unlustig, er halte Kujau für den Autor, daß man an einen fingierten Streit mit dem Fälscher über eine Fälschung kaum mehr glauben mag. Er habe mehrfach selbst mit Kujau telefoniert, sagt Majetschak – und zwar unter der Telefonnumer seiner Stuttgarter Galerie.

Von wegen, bestreitet Kujau hartnäckig, niemals habe er mit dem Verlagschef gesprochen oder von dem Verlag auch nur gehört, ehe ihn letzte Woche Journalisten über das Buch informiert hätten. Wer denn an seiner Stelle aus der Galerie telefoniert haben sollte, weiß er nicht. Er habe auch „keine solch dummen Freunde“, die sich mit ihm einen Scherz erlauben würden. Für Kujau wäre die Rolle des geschädigten Ex-Fälschers ein schöner Imagegewinn: vom Fälschungstäter zum Fälschungsopfer. Wenn er nicht doch wieder... Henrike Thomsen

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