■ Auf du und du mit der Potenz: Ein Hoch auf Viagra
Die Welt hat nun eine Antwort für alle Hänger gefunden. Viagra!
Der Name Viagra, da wird jeder zustimmen müssen, erinnert (wahrscheinlich leicht beabsichtigt) an eine neue Automarke. Man(n) fährt jetzt souverän seinen Viagra aus der Garage und kann sich wieder in den Verkehr begeben, ohne Angst haben zu müssen, daß die alte Laube beim ersten Zusammenstoß gleich zusammenbricht. Wieviel PS (Penis-Stärke) der Viagra zu bieten hat ist dabei irrelevant. Hauptsache er läuft und läuft.
Aber Spaß beiseite, die Sache ist ernst. Wie ernst, beweist Herr Seehofer, der die Ausgabe von Viagra auf Rezept befürwortet. Inwieweit er hierbei privates mit Ministeraufgaben vermischt. muß jedoch völlig im Unklaren bleiben. Auch die Schweizer Eidgenossen machen keinen Hehl daraus, wie schwierig es ist, hoch oben in den Bergen das wichtigste Teil hochzukriegen. Sie sind die ersten in Europa, die das Medikament auf Rezept verschreiben. Von einem türkischen Fernsehsender auf der Straße befragte Männer gaben klar zu verstehen, daß sie so etwas nicht brauchen. Wer hätte das nicht erwartet?
So würde auch das Befragungsergebnis unter den schwulen Männern hierzulande aussehen. Daß sie Viagra jedoch nicht brauchen ist schlichtweg falsch. Wer nach einem genüßlichen und ausgiebigen Schäferstündchen mit seinem (festen) Lover auf dem Weg ins Nachtleben noch einen Abstecher in die Sauna gemacht hat und später dann im Darkroom (endlich) dem geilsten Typen des Monats direkt vor die Hose läuft, der weiß, spätestens hier wirds brenzlig. Da kann man(n) der Jeans die gesamte Blaufärbung aus dem Schritt rubbeln, doch nichts geht mehr. Das führt zu krankmachenden Unsicherheitsaspekten. Soll man nun den Sauna-Drive verfluchen oder dem Lover die Schuld geben?
Die Antwort auf diesem Mißstand ist Viagra, die neue Schwellkörper-Fitness aus den USA. Die Pille hat es in sich, sie setzt sich aus einem raffinierten Cocktail zusammen, da stimmt die Chemie – mit jedem! Jetzt gibt es keine Ausrede mehr! Debatten über Penis-Größenunterschiede im schlaffen und eregiertem Zustand werden überflüssig, es gibt nur noch den Viagra-Zustand. Der neue Fetisch Dau-ererektion ist geboren, geknöpfte Jeans werden zum Alptraum. In tausend Bars, Kinos und Saunen wird man(n) nach Viagra akut angeschnorrt, oder verhökert Viagra forte zum Preis einer Retard.
Bald sind Meldungen zu erwarten über Todesfälle in der Szene, wenn jemand das Zeug mit Poppers kombiniert und sein Herz versagt. Wer weiß schon, ob nicht manchem die Zunge versteift oder andere nicht beabsichtigte Körperteile.
Warten wir gespannt die Berichte der Schwestern aus den Bergen ab. Von den türkischen Männern wird es wohl keine geben.
Unterm Strich sei gesagt, daß wir den Namen Gay wieder einmal zu Recht tragen, denn was die einen brauchen ist für uns doch nur der doppelte Spaß. Dieter Obst
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
