: Viagra verspricht traumhafte Aussichten
■ Die Potenzpille beschert dem Hersteller Pfizer enorme Umsatzsteigerungen. Den Markt in Deutschland garantieren allein 7,5 Millionen Männer, die gerichtlich anerkannt impotent sind
Berlin (taz) – Angebot und Nachfrage haben schon immer den Markt bestimmt. Im Falle der Potenzpille Viagra überschreitet die Nachfrage weltweit noch das Angebot an der blauen Pille. In Deutschland können sich bedürftige Männer bislang nur in internationalen Apotheken versorgen oder im Ausland bestellen. In den Arabischen Emiraten bleibt es seit gestern unter der Djellaba wieder ruhig: Der Postminister des Landes ordnete an, daß jedes in das Land eindringende Päckchen auf Viagra untersucht werden muß.
Der Blutstau arabischer Männer wird den Gewinnfluß beim Hersteller Pfizer kaum bremsen. Der US-amerikanische Pharmakonzern hat allein in den ersten drei Monaten des Jahres seinen Umsatz um 11 Prozent auf 3,339 Milliarden Dollar steigern können. Bereits als Viagra noch nicht offiziell in den USA verkauft werden durfte, stiegen die Nettoeinnahmen auf 692 Millionen Dollar, ein Zuwachs von 15 Prozent.
Nachdem die amerikanische Arzneimittelbehörde Viagra am 27. März zugelassen hatte, kletterte die Pfizer-Aktie unaufhörlich. Der Trend hatte bereits begonnen, nachdem das Unternehmen im Herbst vergangenen Jahres die Zulassung von Viagra bekanntgegeben hatte. Innerhalb von wenigen Monaten hat sich der Wert der Aktie mehr als verdoppelt. Unter den weltweit größten Pharmakonzernen liegt Pfizer bislang auf Rang sechs. Sein Börsenwert hat Pfizer auf Platz zwei vorangeschoben.
Der Markt für Viagra bietet traumhafte Aussichten. Jeder zweite Mann über 50 Jahre hat nicht das gewünschte Stehvermögen, und zwei Drittel aller Männer über 70 machen sowieso schlapp, rechnet Pfizer vor. In Deutschland baumeln allein 7,5 Millionen Männer, deren Potenzstörung gerichtlich als Krankheit anerkannt ist, in der Warteschleife. Dazu gehören Diabetiker oder Querschnittsgelähmte. Wenn nur diese klinisch Impotenten Viagra kaufen, fließen Milliarden in Pfizers Kassen. 20 Mark wird die Pille in Deutschland kosten. Ulrike Fokken
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen