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Ungeliebter Stollmann

■ Gewerkschaften kritisieren designierten SPD-Wirtschaftsminister Jost Stollmann

Bonn (rtr) – Der designierte SPD-Wirtschaftsminister Jost Stollmann hat sich gegen Kritik aus den Reihen der Gewerkschaften, der Koalition und auch der Sozialdemokraten verteidigt. Die Vorbehalte gegen seine Person seien „die üblichen Ritterspiele“ einer im alten Denken verhafteten Politikdebatte, sagte Stollman in einem Interview des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Vorwürfe, er lehne Betriebsräte und ein Bündnis für Arbeit ab, seien „einfach Unsinn“. SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder bekräftigte, Stollmann solle unabhängig bleiben. Mehrere Gewerkschaftschef erneuerten dagegen ihre Kritik.

Schröder hatte den 43jährigen Unternehmer vor knapp zwei Wochen als Wirtschaftsexperten in sein Wahlkampfteam berufen. In dem Spiegel-Gespräch bekräftigte Stollmann, daß er Bundeskanzler Helmut Kohl für einen „hervorragenden Staatsmann“ halte. Die CDU sei in ihrer heutigen Verfassung aber nicht in der Lage, „die Probleme der Deutschland AG zu lösen“. Im SPD-Programm, das er „voll und aus gutem Herzen mittragen“ könne, sei dagegen viel von Erneuerung die Rede.

Führende Gewerkschaftsmitglieder übten unterdessen in Interviews der Bild am Sonntag erneut Kritik an Stollmann. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Margret Mönig-Raane, sagte, der Unternehmer sei nach ihrer Auffassung nicht für das Amt qualifiziert. Der Chef der IG Medien, Detlef Hensche, erklärte, Stollmanns Äußerungen zur Mitbestimmung und zum Bündnis für Arbeit seien für die Gewerkschaften „die pure Kampfansage“. Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Ursula Engelen-Kefer sagte, man müsse schon die Frage stellen, ob Stollmann der SPD nutze oder eher schade. Der Chef der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Roland Issen, erklärte, hinter der Person Stollmann stehe für ihn „noch ein großes Fragezeichen“.

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