: Der RWE-Konzern macht weiter Rekordgewinne
■ Mit Arbeitsplatzabbau im Inland hat der größte deutsche Energiekonzern sinkende Umsätze locker ausgeglichen. Telekommunikationssparte und Abfallbeseitigung bleiben Sorgenkinder
Berlin (taz) – Nur die Händler an der Frankfurter Börse murrten, als der Essener RWE-Konzern am Donnerstag seinen Bericht für das Geschäftsjahr 1997/98 vorlegte. Sie hätten „mehr erwartet“, hieß es. Offenbar war ihr Blick an den Umsätzen hängengeblieben, und das Konzernergebnis schien sie gar nicht weiter zu interessieren. Dabei hatte der größte deutsche Stromerzeuger mit 1,4 Milliarden Mark wieder einen Rekordgewinn abgesahnt, den zehnten in Folge. Und das, obwohl der Umsatz bei 72,2 Milliarden Mark auf Vorjahresniveau stagnierte.
Verantwortlich für das Plus waren wieder einmal die Abteilungen Energie, Bergbau und Rohstoffe – eigentlich gerade die, in denen es auf dem Markt angeblich immer enger wird. Offenbar ist es RWE gelungen, die Verluste auszugleichen, die entstanden, weil in der ersten Phase der Öffnung des Strommarktes die Energiepreise für große Industriekunden im neuen Konkurrenzkampf herabgesetzt werden mußten. Doch diese Umsatzeinbußen konnten mehr als ausgeglichen werden, indem RWE Arbeitsplätze abbaute. Vor dem Hintergrund des unsicheren Garzweiler-II-Projekts ersetzt RWE seine beschäftigungsintensiven Braunkohlekraftwerke mehr und mehr durch gasbefeuerte Anlagen, die wesentlich weniger Personalaufwand erfordern.
Insgesamt beschäftigte RWE 1997/98 im Inland sieben Prozent weniger Mitarbeiter als im Vorjahr. In den Bereichen Bergbau und Rohstoffe schlug vor allem zu Buche, daß auch die – abschreibbaren – Investitionen um insgesamt 28 Prozent, das sind 7,2 Milliarden Mark, zurückgegangen sind.
Daß die Beschäftigtenzahl trotz des Abbaus im Inland um rund 11.000 auf 147.300 kletterte, erklärt sich daraus, daß der Konzern im Ausland fleißig Firmen einkaufte. Bereinigt um diese Effekte, hat sich die Konzernbelegschaft um 4,5 Prozent vermindert. „Das ist nur ein Vorgeschmack“, sagt RWE-Spezialist Lutz Mez von der Forschungsstelle Umweltpolitik in Berlin. Es werde weiteren Jobabbau geben, „was die Energieunternehmen durch den geöffneten Strommarkt erklären werden“.
Daß das Telekommunikationsgeschäft die Anlaufphase längst noch nicht hinter sich hat, zeigen Umsatzeinbußen von 80,5 Prozent auf 200,5 Millionen Mark, die unter anderem mit dem Verkauf der Talkline-Gruppe zu erklären sind. Die genauen Verluste nannte RWE aber ebensowenig wie die Aufwendungen für die Sanierung des Osteuropageschäfts im Entsorgungsbereich, die Experten auf rund 450 Millionen Mark geschätzt hatten. bw
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