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Betreiber-Theater im Metropol

■ Dekra-Gruppe zieht Angebot für Metropol-Theater zurück. SPD hatte Neuausschreibung gefordert. Kulturverwaltung sucht neuen Betreiber für die seit einem Jahr geschlossene Bühne

Die Stuttgarter Dekra-Gruppe hat ihr Angebot zur Übernahme des seit einem Jahr geschlossenen Metropol-Theaters überraschend zurückgezogen. Das teilte die Sprecherin der Kulturverwaltung, Kerstin Schneider, gestern mit. Eine Begründung für den Schritt wurde nicht gegeben. Es ist zu vermuten, daß der Rückzug mit der Entlassung des Dekra-Managers Rainer-Robert Vögele zusammenhängt.

Der Geschäftsführer der Dekra Promotion war als Betreiber des Festspielhauses Baden-Baden in der vergangenen Woche – nur kurze Zeit nach Eröffnung der Spielstätte – entlassen worden. Vögele wird für ausbleibende Zuschauerzahlen und unseriöse Geschäftspraktiken verantwortlich gemacht.

„An der grundsätzlichen Haltung des Kultursenators, daß das Metropol auch in Zukunft als Operettentheater bespielt werden soll, hat sich auch nach dem Rückzug der Dekra Promotion nichts geändert“, betonte Schneider. Nun müsse ein neuer Betreiber gesucht werden. Peter Radunski (CDU) hatte noch bis gestern an Vögele festgehalten. Die Vorgänge am Festspielhaus in Baden-Baden hätten keine Auswirkungen auf das Metropol-Theater, so der Kultursenator. In Berlin bestehe eine andere Situation, die Dekra Promotion habe ein gutes Konzept zur Sanierung der Bühne abgegeben.

Unmittelbar vor dem Dekra- Rückzug hatte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Klaus Wowereit, eine Neuausschreibung für das Metropol-Theater gefordert. Anstelle des von der Kulturverwaltung favorisierten Geschäftsführers sollte nach anderen Betreibern Ausschau gehalten werden. Nach Ansicht Wowereits wäre Vögele kein Garant eines notwendigen sicheren finanziellen sowie künstlerischen Konzepts gewesen.

Wowereit unterstützte damit eine Forderung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Deren kulturpolitische Sprecherin, Alice Ströver, hatte ebenfalls die Suche nach „einem seriösen Betreiber“ für die Spielstätte gefordert.

Unter den rund 30 privaten Bewerbern, die sich für die Wiedereröffnung der zuletzt von René Kollo geleiteten Bühne interessierten, war von der Kulturverwaltung die Dekra trotz mehrfacher Kritik favorisiert worden. Die Pläne sehen unter anderem eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Festspielhaus Baden-Baden und Berlin vor. Nach den Vorstellungen der Dekra sollten mindestens 50 Prozent der früheren Ensemblemitglieder des Metropol übernommen werden. Allerdings war dabei von einem bereits auf 257 Mitglieder verkleinerten Ensemble ausgegangen worden. dpa, rola

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