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Italiens Wald in Flammen

Zufällige Feuer und Brandstiftungen führen aufgrund der Trockenheit zur Zerstörung ganzer Landstriche  ■ Aus Catanzaro Werner Raith

Tausende Hektar Wald stehen in Italien in Flammen: Seit mehr als einer Woche wüten im ganzen Land ausgedehnte Waldbrände, denen zwei Menschen zum Opfer fielen. Eine Abwehr weiterer großer Schäden ist nicht in Sicht. Selbst in der oberitalienischen Region Genua, wo es in den letzten Tagen geregnet hat, sind einige Brände noch nicht unter Kontrolle. In Kalabrien, besonders in der Provinz Reggio Calabria, auf Sizilien (Catania, Syrakus), und Sardinien (Cagliari) nähern sich die Flammen bedrohlich dichter bewohnten Gebieten. In Gefahr sind auch unschätzbare archäologische Ausgrabungszonen wie etwa die von Taormina.

Daß sich die Brände fast ungehindert ausbreiten können, ist der seit Ende Mai andauernden Dürre zuzuschreiben, die das Gras vorzeitig dürr und die Blätter an den Bäumen hat welk werden lassen. Zudem herrschten in den vergangenen Tagen mitunter bis zu 45 Grad und ein warmer, bis zu Sturmböen aufbrausender Wind, der Flammen schnell auch über weite Strecken tragen konnte.

Die zufällige Entstehung von Feuer, etwa durch den Brennglaseffekt von Glasscherben, reicht nach Behörden des Zivilschutzes jedoch ebensowenig wie achtloses Wegwerfen von Zigarettenkippen zur Erklärung der großen Brände aus, die fast unbesiegbar erscheinen: In mehr als der Häfte der Fälle nehmen Feuerwehr, Zivilschutz und das mittlerweile ebenfalls eingesetzte Militär vorsätzliche Brandstiftung an. Einige Jugendliche wurden nahe Sortino festgenommen, die an verschiedenen Stellen Feuer gelegt hatten, „um zuzusehen, wie lange die Feuerwehr hierher braucht und wie sie sich anstellt“ – sie brauchte zu lang, wie sich herausstellte. Mehr als 800 Hektar wertvoller Wald brennen noch immer. In Verdacht geraten sind auch Baumschulbesitzer, die auf kräftige staatliche Gelder fürs Wiederaufforsten hoffen.

Die Behörden und Feuerwehren erweisen sich gegenüber dem nahezu alle Jahre wiederkehrenden Phänomen der Waldbrände als völlig hilflos. Gerade mal vier Feuerlöschflugzeuge haben sie zur Verfügung, dazu fünf Hubschrauber; Feuerlöschzüge gibt es zwar, aber in den gebirgigen Waldgebieten fehlen Brandschutzschneisen und gut instand gehaltene Zufahrtswege sowie Versorgungsstellen mit Löschwasser. Zudem ist die Koordination völlig mangelhaft: Löschflugzeuge mußte wieder umkehren, weil am Boden kein Einsatzleiter vorhanden war, der die „Canadair“-Maschinen zu den wichtigsten Stellen hätte dirigieren können; nach Messina wurden Hubschrauber beordert, obwohl dort orkanstarke Winde jeglichen Einsatz unmöglich machten.

Im Zivilschutzamt des Ministerpräsidenten sinnen eiligst gebildete Krisenstäbe bereits wieder darüber nach, wie man künftig besser mit Bränden umgehen könnte – wie in jedem Jahr. Geändert hat sich bisher allerdings nie etwas.

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