Laufwerk: Drogenhilfe direkt vor Ort

Streetwork-Projekt in St. Georg feiert einjähriges Bestehen  ■ Von Elke Spanner

DrogenkonsumentInnen zu helfen, kann schon heißen, einem Junkie die Fahrkarte zu seiner Therapiestelle zu kaufen. Doch Sozialarbeit zu leisten, bedeutet häufig, einen Kampf gegen die Bürokratie zu führen. Statt mit den praktischen Problemen der Junkies vor Ort müssen viele DrogenhelferInnen sich mit deren Akten am Schreibtisch herumschlagen. Anders arbeitet das Projekt „laufwerk“. Die MitarbeiterInnen der „aufsuchenden Sozialarbeit in offenen Drogenszenen“ feierten gestern das einjährige Bestehen ihrer Einrichtung.

Das Konzept von „laufwerk“ klingt nach einer Selbstverständlichkeit und ist doch in Hamburg einzigartig: Statt darauf zu warten, daß Junkies selbst den Weg in eine Beratungsstelle suchen, begeben sich die StreetworkerInnen in die Szene hinein. Mehrmals die Woche steht ein Infotisch mitten in der Offenen Drogenszene auf dem Hachmannplatz am Hauptbahnhof. Dort und auch im Schanzenviertel mischen sich die SozialarbeiterInnen unter die Leute, verteilen Telefonnummern oder fragen KonsumentInnen, ob sie Hilfe brauchen. Wird die Frage bejaht, leisten sie sie.

„Es ist was anderes, ob ich zu den Leuten direkt in ihr Wohnzimmer gehe oder sie zu mir in die Beratung kommen müssen, wo ich das Hausrecht habe“, erklärt Klaus Fährmann von „laufwerk“ den Erfolg des Projektes. Der schlage sich in den Zahlen nieder: 2614 Gespräche mit KonsumentInnen führten die sechs StreetworkerInnen, seit sie im vergangenen Juni ihre Arbeit aufnahmen. Insgesamt betreuten sie 226 KlientInnen, 119 wurden vermittelt: Zur Entgiftung, in die Therapie, in eine Wohngruppe oder einfach in ein Bett für eine Nacht.

„Wir arbeiten nur für KlientInnen, die ein eigenes Interesse daran haben“, betont Sozialarbeiter Michael Rohsius und tritt damit der Unterstellung entgegen, „laufwerk“ verfolge das Ziel, die offene Drogenszene aufzulösen. Bei seiner Entstehung vor einem Jahr war das Projekt äußerst skeptisch beäugt worden. KritikerInnen behaupteten, daß hier die Sozialarbeit nur eine Ergänzung des polizeilichen „Handlungskonzeptes St. Georg“ sei.

Die MitarbeiterInnen selbst sehen diese Befürchtung nach einjähriger Praxis widerlegt. Fährmann versichert: „Wir arbeiten absolut eigenständig. Junkies werden von uns nicht vertrieben, sondern unterstützt“. Auch Rohsius betont: „Die praktische Arbeit auf der Szene bedient den repressiven Ansatz des Handlungskonzeptes nicht“. Allerdings seien die Gelder, die „laufwerk“ bekomme, natürlich im Zusammenhang mit dem Senatskonzept zu sehen.

Neben der Vermittlung in Therapien und Sozialberatung leisten die StreetworkerInnen auch „Krisenintervention“. „Wir begleiten Leute ins Krankenhaus oder auch zur Ausländerbehörde“, so Rohsius. Und will jemand unbedingt sofort von der Droge weg, organisieren sie schnellstmöglich einen Entgiftungsplatz – manchmal über Handy direkt vom Hauptbahnhof aus.