: Schleierhafter Bericht
■ Jugendheimleiter dementiert Bericht der Welt, wonach Hamburger bei ihm einsaß
Seit Anfang der achtziger Jahre wurde kein straffällig gewordener Hamburger Jugendlicher mehr in ein geschlossenes Heim eingewiesen – auch nicht außerhalb Hamburgs. Das bestätigte gestern der Leiter des Jugendheims Schönbühl bei Stuttgart, Hans-Peter Bauer, gegenüber der taz: „Es gibt vereinzelt Anfragen, auch mal aus Hamburg. Wir hatten aber nie einen Hamburger Jugendlichen hier“.
Damit dementierte Bauer einen entsprechenden Bericht der Welt vom Montag. Die hatte im Zusammenhang mit der bundesweit entfachten Debatte um geschlossene Heime für jugendliche Straftäter behauptet, ein 16jähriger habe in der geschlossenen Unterkunft eine Lehre absolviert. „Es ist mir völlig schleierhaft, wie die darauf kommen“, ist Bauer erzürnt. Die vereinzelten Anfragen, die es von Hamburg aus in Schönbühl gegeben habe, zielten nur auf „Hilfe zur Erziehung“ ab, nie aber darauf, einen straffälligen Jugendlichen zur Vermeidung der Untersuchungshaft dort unterzubringen. „Das würden wir auch nicht machen“, sagt Bauer. „Dann müßten Mitarbeiter von uns den Jugendlichen zum Prozeß nach Hamburg begleiten, was praktisch gar nicht geht“.
Im Jugendheim am Tonndorfer Pulverhof wohnt inzwischen niemand mehr. Die drei jungen Männer, die dort noch untergebracht waren, leben mittlerweile in anderen Einrichtungen. Ausgelöst durch den Mord an einem Lebensmittelhändler, den zwei dort untergebrachte 16jährige vergangene Woche begangen hatten, steht das Heim jetzt im Lichte der Öffentlichkeit. Dadurch, so Leiterin Christiane Kluge, hätten die übrigen Jugendlichen „ihre Chancen nicht mehr nutzen“ können. Zumal Tonndorfer BürgerInnen für Donnerstagabend eine Menschenkette zu dem Haus geplant haben.
Elke Spanner
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