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„Generell wird's wärmer“

■ Neues Zentrum für Athmosphärische Wissenschaften bündelt Hamburgs Klimaforschung

Hamburgs Erster Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) wirkte erschlagen. Hochmodernste Rechner, die prognostizieren, unter welchen Schadstoffeinflüssen und Energieverbrauchen sich Erdklima, Ozeanströmungen und Atmosphäre künftig verändern werden, wurden dem Regierungschef gestern im „Geomatikum“ der Hamburger Universität vorgeführt. Doch dann konnte Runde seine brennendste Frage an die Klima-Wissenschaftler nicht länger zurückhalten: „Wie wird das Wetter nächste Woche?“, begehrte er zu wissen, nachdem er zuvor erfolglos „gegen die Boxen geklopft und Erleuchtung erhofft hatte“.

„Klima beginnt da, wo die Wettervorhersage aufhört“, gab ihm Professor Klaus Hasselmann vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie pikiert zu verstehen. Denn: „Wir Klimaforscher denken in Zeiträumen von 200 Jahren.“

Trotz dieser unbefriedigenden Anwort ist Runde überzeugt, daß die zahlreichen Hamburger Klimaforschungseinrichtungen vom Max-Planck-Institut über das Deutsche Klima-Rechenzentrum bis hin zur Universität von „internationaler Bedeutung“ sind. Deswegen sollen ihre bislang zwölf Standorte in ein „Zentrum für Marine und Atmospärische Wissenschaften“ zusammengeführt werden: 120 Millionen Mark wird die Stadt in Sanierung, Neu- und Umbau des Gebäudekomplexes an der Bundesstraße investieren. Anschließend, so die Forderung von Universitätspräsident Jürgen Lüthje, müßten die „handlungsorientierten“ Sozial- und Wirtschaftswissenschaften stärker mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen vernetzt werden.

Das erfreute nicht nur die grüne Wissenschaftssenatorin Krista Sager, sondern auch den eigens aus Genf angereisten Direktor des Weltforschungsprogramms der Vereinten Nationen, Hartmut Graßl. Politische Forderungen hingegen mochte Graßl nicht erheben. „Wir liefern nur Szenarien“, kuschte er. Es sei „vermessen zu meinen, Naturwissenschaftler könnten entscheiden, wie die Politik zu entscheiden hat“. Das „Dilemma“ sei, ergänzte Hasselmann, „daß man in der Politik bestenfalls über die nächsten zehn Jahre nachdenkt“.

Die Ozeane dagegen, machte Hans Luthardt vom Deutschen Klimarechenzentrum Dimensionen klar, „brauchen eintausend Jahre, bis sie einmal umgewälzt sind“. Weniger „träge“ sei die Atmosphäre: In nur drei Monaten bewege sie ihre Schichten einmal komplett durch. Ob die Stadt Hamburg angesichts schmelzender Pole in 100 oder 200 Jahren überflutet sein wird, können die Forscher daher derzeit nicht sagen. „Regionale Aussagen“, so Hasselmann, „sind schwierig zu treffen“. Nur soviel sei gewiß, berichtete Klimaexperte Luthardt: „Generell wird's wärmer.“ Heike Haarhoff

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