: Den Tänzern das Wort
■ Antje Behre erläutert heute die hiesige Tango-Begeisterung
Die große Gemeinschaft der Tango-Tänzer in Bremen besteht aus lauter arbeitslosen Lehrern, die zu doof und außerdem zu schwach sind, sich anständig zu emanzipieren. Deshalb stürzen sie sich auf die ultradämlichen, ultraspießigen Geschlechterrollenmuster des Tangos – und finden dieses regressiv-affige Treiben mit Unterwerfung, Beherrschen und so auch noch schick und kulturell wertvoll.
Weil Antje Behre derlei Ansichten eher ultraspießig und ultradämlich findet, führte sie ausgiebige Gespräche mit drei weiblichen und drei männlichen Tangoaficcionados aus Bremen und entwickelte daraus ihre einfühlsame Magisterarbeit „Faszination Tango. Was suchen BremerInnen im Tanz der Compadritos?“ Ihre Erkenntnismethode: „Die Beteiligten zu Wort kommen lassen“; den Erkenntnisgegenstand „von innen“ betrachten. Kein Problem für Behre, nicht zuletzt da sie selber begeisterte Tänzerin ist.
Einige Ergebnisse der angehenden Kulturwissenschaftlerin: Die Bremer Tangobegeisterung reicht vom Handwerker bis zur Bankerin. Häufig erlebte Behre die Tangofreaks als besonders emanzipiert. Der Rückgriff auf alte Rollenmuster erfüllt eher den Status eines Spiels. Dieses kann aber durchaus Auswirkungen auf den Alltag haben. Eine Frau zum Beispiel fand über den Tango wieder Geschmack an Schmuck und Schminken. Auf theoretischer Ebene hört sich das Ergebnis einer Fülle solcher Deatails zum Beispiel so an: Tango erfüllt eine Funktion „irgendwo zwischen Ersatzbefriedigung und Selbsterfahrung“. Die eigenen, hautnahen Erfahrungen mit dem Forschungsgegenstand hält Behre einesteils für „eine Gefahr“, aber auch für eine Chance. taz
Im „Jungen Forum Geisteswissenschaften“ stellen Uniabgänger ihre Abschlußarbeiten vor. Antje Behre berichtet von der ihren heute um 20h in der Landeszentrale für politische Bildung, Osterdeich 6
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