Kaufhaus Ostertor leer

■ 1,7 Millionen Mark wäre das Haus wert – mit Kneipe

„Plakate ankleben strengstens verboten“, steht an den Schaufensterscheiben am Ostertorsteinweg. Plastikplanen versperren den Blick durch die Scheiben, das ehemalige „Kaufhaus Ostertor“, ein Geschäftshaus in bester Lage direkt neben dem Penny-markt und an dem kleinen Platz des Café Engel, steht seit zwei Jahren leer. Ende der 80er Jahre war das schnuckelige „Shop in Shop“-System da entstanden, wo früher einmal „Café Hübscher“ Kaffee und Kuchen und auch ein bißchen Schwof („was zum Anfassen“) geboten hat. „Die Miete war einfach zu teuer“, wissen Geschäftsleute von schräg gegenüber.

So stehen nun die unteren beiden Geschäftsetagen leer. Ahmet Kiziltas wollte das Haus im vergangenen Jahr kaufen, ihm gehört auch das ehemalige Palast-Kino nebenan mit dem Penny-Markt unten drin. Aber: „1,7 Millionen Mark, das ist zuviel.“ Wenn er eine Kneipe unten machen dürfte, „dann ja“, aber ohne Konzession stimmt der Preis nicht, zu dem der Eigentümer, die „Dittrich-GmbH“ der Firma Molan, verkaufen wollte.

Warum keine Kneipe an dem kleinen Platz direkt neben dem Café Engel? „Städtebaulich wäre das schön“, räumt Ortsamtsleiter Robert Bücking ein. Aber wie soll man hier eine Ausnahme begründen und an den anderen Stellen ablehnen, wo Hausbesitzer überall mit Kneipenkonzessionen mehr Miete kassieren könnten? Seit Jahren gibt es mit dem Stadtplanungsamt eine „Ermessensbindung“, neue Kneipenstandorte im Viertel werden nicht genehmigt. „Das soll ein bewohnbares Stadtviertel bleiben“, erklärt Bücking diese kommunalpolitische Position. Es wäre ein leichtes gewesen, hier ein „St. Georg“ wachsen zu lassen – mit mehr Konzessionen für Spielhallen, Kneipen und Bordelle. Denn diese Art der Vergnügungsindustrie ermöglicht höhere Mieterträge und das hätte letztlich auch den Einzelhandel vertrieben. „Wir wollen alles tun, um die Publikumsfrequenz tagsüber zu halten“, sagt Bücking.

Also hätte man ohne Problem an der Stelle ein „Café Knigge“ genehmigt, auch mit ein paar Tischen draußen – aber ohne das große „Abendgeschäft“ mit dem Bierverkauf. Dittrich wollte mehr.

Es lohnt sich, einige Monate Leerstand von Geschäften zu ertragen, sagt Bücking, damit die Preisvorstellungen der Hauseigentümer sich auf ein realisierbares Niveau einpendeln. Am Sielwall-Eck etwa sind inzwischen zwei leerstehende Läden an Unternehmen mit pfiffigen Geschäftskonzepten vermietet. Bücking: „Es bestätigt sich, daß es richtig ist, durchzuhalten.“ Auch die Firma Molan scheint die Liquidität für einen langen Atem zu haben. Für die Frage nach der Immobilie war gestern niemand bei Molan zu sprechen. K.W.