■ Gastkommentar: Zur Kasse bitte!
CDU und SPD wollen uns angesichts der Gewalttaten von Hooligans eine schnelle Lösung anbieten. Leider bleibt auch hier nichts als der schöne Schein, das Problem mittels „beschleunigter Verfahren“ vor den Bereitschaftsgerichten und durch Meldepflichten schnell und zackig einer Lösung zugeführt zu haben. Tatsache aber ist: Die sogenannten „beschleunigten Verfahren“ sind für Fälle der Gruppengewalt durch Hooligans gerade kein geeignetes Mittel. Das gesetzlich geregelte Rechtsinstitut des „beschleunigten Verfahrens“ ist hier unzulässig, da es einen „einfachen Sachverhalt“ ohne weitere Beweiserhebungen und Gutachten voraussetzt. Die Fälle der Gruppengewalt zeichnen sich jedoch durch ein Verschwinden in der Menge, Unkenntlichmachung der Identität und teilweise starke Alkoholisierung aus. Daraus folgen umfangreiche Ermittlungen.
Außerdem brauchen wir nicht nur Maßnahmen gegen den einzelnen, schon bekannten Wiederholungstäter. Nötig sind Maßnahmen gegen die sich ausbreitende Unterstützung von Gewalt. Dies heißt, daß schon politische Aggression und nicht erst Gewaltanwendung gegen AusländerInnen gesellschaftlich geächtet werden muß. Präventive Arbeit mit Jugendlichen in den Schulen und im Freizeitbereich mit dem Ziel, Konflikte gewaltfrei zu lösen, muß finanziert werden. Doch gerade dies wird in Zeiten finanzieller Engpässe auf das Nötigste reduziert.
Es darf nicht sein, daß Sportprojekte für Jugendliche auf Lottomittel angewiesen sind, Fanprojekte am Hungertuch nagen. Die beste Gewaltprävention können materiell und politisch unabhängige Fanprojekte selbst leisten. Damit nicht immer mehr Jugendliche vor dem Kadi stehen, muß es für den Deutschen Fußballbund und die Vereine, die von den Werbeeinnahmen profitieren, heißen: Zur Kasse bitte! Renate Künast
Die Autorin ist rechtspolitische Sprecherin der Grünen
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