: Heiße Spur nach Berlin fehlt noch
Berliner Kripo steht den Berichten über „Kinderporno-Ring“ in den Niederlanden skeptisch gegenüber. Fahndung nach Internet-Pornos bisher erfolgreich ■ Aus Berlin Heike Spannagel
Die Beamten vom Kommissariat für Kinderpornographie bei der Berliner Kriminalpolizei hatten gestern alle Hände voll zu tun. Dabei waren sie weniger mit Ermittlungen in Sachen Kinderpornographie im Internet beschäftigt. Vielmehr mußten sie mit dem Ansturm der Medienvertreter fertigwerden. Deren Frage: Hat die Berliner Polizei die Hinweise der belgischen Bürgerinitiative „Morkhoven“ nicht ernst genommen und damit die Aufdeckung des Kinderporno-Rings im niederländischen Zandvoort verzögert?
Das „Nein“ des zuständigen Polizeikomissars Michael Klös fällt deutlich aus. „Wir haben mit der Bürgerinitiative schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt er. Sechs unterschiedliche Versionen über das Schicksal Manuel Schadwalds, der 1993 in Berlin spurlos verschwunden war, hätte ihnen der Leiter der Bürgerinitative, Marcel Vervloesem, inzwischen vorgelegt. Sämtliche Hinweise seien überprüft worden, als stichhaltig habe sich kein einziger erwiesen.
Dem jüngsten Coup der Bürgerinitiative steht die Berliner Polizei skeptisch gegenüber: Solange nicht nachgewiesen sei, daß die Täter aus Zandvoort das Material selber herstellten und nachvollziehbare Verbindungen ins Ausland unterhielten, könne von einem Kinderporno-Ring nicht die Rede sein.
Mit den niederländischen Ermittlungsbehörden steht die Berliner Polizei in telefonischem Kontakt. Bislang sei nur bestätigt worden, daß e-mail-Adressen aus Berlin sichergestellt worden seien, sagt Michael Klös. Eine Reaktion auf ein Amtshilfeersuchen aus Berlin habe es noch nicht gegeben. Bei den sichergestellten Berliner Adressen handele es sich offenbar um E-mail-Adressen. Den Vorwürfen der schlampigen Arbeit zum Trotz ist die Berliner Kripo mit ihren Ermittlungen in Sachen Kinderpornographie im Internet zufrieden. Die Aufklärungsquote nehme in jedem Jahr zu, sagt Michael Klös, Zahlen dürfe er keine nennen. Viele Hinweise erhalten die Berliner von bayerischen Kollegen.
Im Münchner Landeskriminalamt gibt es seit zweieinhalb Jahren eine Arbeitsgruppe für Internet- Straftaten. Fünf computertechnisch geschulte Leute durchkämmen dort täglich sämtliche Online- Dienste, Webseiten und Newsgroups nach Pornoangeboten. Mutmaßliche Täter können sie ohne weiteres aufspüren: Konsumenten, die sich aus dem Internet Material herunterladen, hinterlassen nämlich sogenannte Lockfiles, anhand derer die Polizei beim entsprechenden Provider die echten Adressen herausfinden kann.
Allein in Bayern sei man so im vergangenen Jahr 600 Tätern auf die Spur gekommen, sagt Heinz Viehl vom LKA München. Dabei handele es sich aber selten um „große Kriminelle“, sondern oft um neugierige oder notorische Leute. Der Konsum von Pornobildern spiele sich meist über Tauschgeschäfte ab.
Weitaus schwieriger ist dagegen die Suche nach den Herstellern der Pornobilder. Diese Suche hängt nicht zuletzt von der internationalen Zusammenarbeit der Polizei ab. Da der Begriff „Pornographie“ in jedem Land anders definiert sei, sei es nicht selbstverständlich, daß in Bayern aufgepürte Internet-Täter im Ausland verfolgt würden, sagt Heinz Viehl. Sein Kollege Klös fordert stärkere gesetzliche Kontrollen der Provider.
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