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Mit dem Gay-Games-Expreß nach Amsterdam

■ Mit 650 TeilnehmerInnen bildet Berlin das zweitgrößte Städteteam bei der schwullesbischen Olympiade in Amsterdam. Sie konkurrieren mit 14.000 SportlerInnen aus 66 Nationen

„Ich will eine Medaille“, sagt Christiane und schwingt sich in die Arme ihrer Partnerin. „Turn left side, turn right side“, summt der Rhythmus. Und wie sind die Medaillenchancen? „Ich kann das überhaupt nicht einschätzen“, sagt Tanzlehrerin Ulrike Albrecht, „man weiß ja nicht, wer sonst noch teilnimmt.“

Die Gay Games stehen an. Die schwullesbische Olympiade, die vom 1. bis zum 8. August zum erstem Mal auf europäischem Boden ausgetragen wird, versetzt die queere Sportgemeinde Berlins in einige Aufregung und bisweilen in heftige Trainingsaktivitäten. Noch elf Tage bis Amsterdam. Die meisten BerlinerInnen, die derzeit für die Gay Games schwitzen, stemmen, strampeln oder einfach nur als Groopies mitfahren wollen, sind im Team Berlin angemeldet, organisiert von den drei Berliner Sportvereinen Seitenwechsel, Vorspiel und Regenbogenforellen.

Eine der wohltuenden Ideen der Gay Games ist es, die Teams nach Städten, nicht nach Nationalitäten zu bilden. Mit 650 TeilnehmerInnen bildet Berlin diesmal, hinter Amsterdam, das zweitgrößte Städteteam – Grund genug für die OrganisatorInnen, gleich einen ganzen Zug zu chartern und die Sport- und Fangemeinde mit dem ersten Gay-Games-Expreß der Geschichte nach Amsterdam zu befördern. Eine weitere Besonderheit: Das Team Berlin besteht zu 54 Prozent aus Frauen.

Die „Renner“ unter den 26 aus Berlin vertretenen Sportarten sind Fußball, Volleyball und Badminton. Es gibt aber auch etliche Disziplinen, die die man weniger erwartet hätte. Acht EiskunstläuferInnen treten an, sechs Herren werden Bridge spielen, vier Damen haben sich aufs Klettern verlegt, Schach ist dabei, Windsurfen, Cheerleading, und ein Frauen- Softball-Team hat „drei Jahre lang nur auf diesen Augenblick hin trainiert“.

Als leistungsorientierteste Gruppe im Gay-Sport gelten die SchwimmerInnen. Doch man kann die Sache auch locker sehen: Nicht alle sind siegesambitioniert, viele treiben ihren Sport wie gehabt und setzen Spaß vor Leistung. „Give your personal best“ ist die Gay- Games-Devise und demzufolge findet auch keine Auswahl der SportlerInnen statt. Manche lassen es sogar offen, ob sie beim Startschuß wirklich antreten wollen. „Tendenziell wird für mich die Woche aus Puscheln bestehen“, erklärt eine ehemalige Leistungsschwimmerin. Die selbstgebastelten Cheerleader-Puschel hängen schon an der Wand, nur die Choreographie muß noch eingeübt werden. Das Ganze wird einfach eine Riesenparty.

Die Gay Games sind mittlerweile zum „big business“ geworden und sie sind auf hohem Niveau organisiert. Einmal im Jahr tagt, als eine Art Olympisches Komitee, die Federation of Gay Games. Sie besteht aus rund 55 ehrenamtlichen SportfunktionärInnen, die auch über den Austragungsort der Spiele entscheidet. „Sydney hat es mit 250.000 Dollar Werbeaufwand erst im dritten Anlauf geschafft, den Zuschlag für die Gay Games 2002 zu bekommen“, sagt der Berliner Vize-Präsident der Federation, Markus Caspers. Solche Summen zeigen, wie weit die Professionalisierung mittlerweile gediehen ist. 14.000 TeilnehmerInnen aus 66 Nationen zählt Amsterdam – das sind mehr, als eine „echte“ Olympiade aufbringt. Andrea Roedig

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