: Großer Kampf, kleinkarierte Worte
■ Trotz des 2:3 im Daviscup gegen Schweden sieht Kapitän Steeb das deutsche Team auf dem richtigen Weg, nur Kiefer kann nicht verlieren
Hamburg (dpa/taz) – Der Teamchef nahm die Schuld auf sich. „Der Knackpunkt war das Doppel“, sagte Boris Becker nach dem mit 2:3 verlorenen Daviscup- Viertelfinale gegen Schweden, das jetzt in der Vorschlußrunde auf Spanien trifft, während Italien und die USA das andere Halbfinale bestreiten. Zum großen Verlierer am Rothenbaum wurde allerdings wieder einmal Nicolas Kiefer. Dabei hatte sich der 21jährige dank seines großartigen Kampfes gegen Jonas Björkman gerade mit dem Hamburger Publikum versöhnt, das ihn vor Wochen noch gnadenlos ausgepfiffen hatte.
Die beiden Punktverluste gegen Björkman und am ersten Tag Enqvist verübelte ihm niemand, wohl aber die Art und Weise, wie er sie hinnahm. Nach der unglücklichen Fünfsatz-Niederlage stürmte er sofort zum Fahrdienst und ließ sich ins Hotel chauffieren. Diesen Fauxpas konnten seine Berater noch korrigieren. Die anschließenden wüsten Anschuldigungen gegen die Referees aber nicht. „Es ist schon komisch: Überall auf der Welt werden die knappen Bälle fürs Heimteam gegeben, nur hier in Deutschland nicht“, sagte der Weltranglisten-27. und bewies, daß er gut aufgepaßt hatte, als die deutschen Fußballer bei der WM gegen Kroatien ausschieden. Carl-Uwe Steeb sagte: „Die Fehlentscheidungen waren sicher nicht ausschlaggebend.“ Doch der Kapitän hatte auch Verständnis für die Nummer eins im Team. „Er war nach dem knappen Match unheimlich enttäuscht. Ich habe auch meistens die Schuld bei anderen gesucht.“
Von den hochgesteckten Zielen mußten sich die Youngster Kiefer und Thomas Haas, der das letzte Einzel gegen Magnus Larsson gewann, in ihrem ersten Daviscup- Jahr verabschieden. Steebs Bilanz fiel trotzdem positiv aus. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, meinte er. Kiefer und Haas müssen nun beweisen, daß sie das Zeug zu Top- ten-Spielern haben. Und ein Doppel muß gefunden werden, das sich auf Turnieren einspielt und bewährt. „Ich denke da an David Prinosil, Marc-Kevin Goellner und auch Jens Knippschild“, erklärte Steeb.
Und was wird aus Boris Becker? „Das war sicher nicht sein letzter Auftritt“, sagte Steeb. „Wenn er auf dem gezeigten Niveau spielt, gibt es auch gar keinen Grund dafür.“
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