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Asienkrise kann SAP-Erfolg kaum bremsen

■ Das Walldorfer Vorzeigeunternehmen der Software-Branche boomt weiter: In seiner Halbjahresbilanz verzeichnet SAP mehr Stellen, steigende Umsätze und fette Gewinne

Berlin (taz/rtr/dpa) – Die schlechte Nachricht zuerst: Gestern, als das Walldorfer Software- Unternehmen SAP seine Kennzahlen des zweiten Quartals 1998 bekanntgab, mußten die Manager eingestehen, daß sich die Asienkrise stärker auf die Konzernentwicklung ausgewirkt hat als erwartet. Der Umsatz in der Asien-Pazifik-Region ist um fünf Prozent auf 197 Millionen Mark zurückgegangen. Danach folgte nur noch Positives. Nach Aussage des Vorstandssprechers Hasso Platter hätten andere Regionen die Asienschwäche „mehr als überkompensiert“.

Insgesamt konnte die SAP AG ihren Umsatz im zweiten Quartal 1998 um 59 Prozent auf 2,2 Milliarden Mark steigern, für das erste Halbjahr gerechnet ergibt sich sogar eine Steigerung von 61 Prozent auf 3,9 Milliarden Mark. Auch der Gewinn ist gestiegen – für das Quartal um 30 Prozent auf 521 Millionen, im Halbjahr um 43 Prozent auf 832 Millionen Mark.

Wenn sich also Henning Kagermann, ebenfalls Sprecher des Vorstandes, heute nachmittag im Internet (www.sap.com/germany/investor) den Fragen seiner Aktionäre stellt, sind keine Kontroversen zu erwarten. Vielleicht wird aber ein Glückspilz, der vor zehn Jahren 750 Mark in eine SAP-Aktie investiert hat und Ende 1997 bereits rund 35.600 Mark sein eigen nennen konnte, schreiben: „Wie haben Sie es nur geschafft, mich so reich zu machen?“ Kagermann könnte dann die Erfolgsgeschichte der marktbeherrschenden Betriebsorganisations-Software R/3 erzählen, die heute von 95 der 100 größten deutschen Unternehmen genutzt wird.

„Könnten Sie mich bitte noch reicher machen?“ fragt dann wohl eine andere glückliche Aktionärin. Kein Problem: Sie muß nur ihre Aktien behalten – nach der Prognose des Vorstandes wird der Gewinn im gesamten Geschäftsjahr 1998 vor Steuern um 30 bis 35 Prozent steigen. Oder sie bewirbt sich in Walldorf. Im ersten Halbjahr sind bei SAP bereits an die 20.000 Blindbewerbungen eingegangen. Über 5.000 Mitarbeiter will SAP weltweit in diesem Jahr einstellen. Bis jetzt wurden 1998 in Deutschland allein 1.289 Stellen geschaffen. Wer länger als zwei Jahre bei SAP arbeitet, profitiert zusätzlich: Steigt die Aktie, steigt der Lohn.

Vielleicht schreibt sogar der Wirtschaftsminister: „SAP! Finden Sie es in Ordnung, daß ich Sie für Ihr vorbildliches Engagement an den deutschen Hochschulen lobe, wo sie vier Lehrstühle für Gründungs- und Innovationsmanagement stiften wollen?“ Auch diese Frage würde dem Vorstandssprecher wohl keine Probleme bereiten. Stefan Kuzmany

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