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Wind, Wellen und ein weiblicher Star

■ America's-Cup-Seglerin coacht in Travemünde die US-Frauen

Courtenay Dey ist eine Power-Frau. Wenn die 34jährige US-Amerikanerin auf ihrem Schlauchboot durch die Lübecker Bucht fegt und den zehn US-Seglerinnen bei der Travemünder Woche Anweisungen erteilt, nicken selbst ihre männlichen Kollegen ehrfurchtsvoll. „Courtenay ist der Star, den es im US-Frauensegeln gibt“, sagt Hanna Swett, derzeit beste amerikanische Europe-Seglerin.

Mit fünf Jahren saß Dey zum erstenmal in einem Boot, mit neun gewann sie die ersten Regatten. „Ich habe wohl alles gesegelt, an das man ein Stück Tuch anschlagen kann“, meint sie lachend. Geradezu umwerfend war ihr Debüt in der Europe-Klasse 1989. „Ich hatte gerade die US-Meisterschaft gewonnen und mußte sofort zur Weltmeisterschaft nach Schweden fahren. Dort stand ich vor einem Boot, das ich noch nie gesehen hatte.“ Dey wurde Vizeweltmeisterin. Doch bei der olympischen Premiere 1992 mußte sie einer Mannschaftskameradin den Vortritt lassen.

1996 dann die Wiedergutmachung. In Atlanta holte sie die Bronzemedaille fast ohne Vorbereitung. Denn die Jahre zuvor war sie mit größeren Aufgaben beschäftigt: Dey gehörte als Navigatorin zum Team der „America III“, der ersten Frauen-Mannschaft, die jemals um den America's Cup gesegelt ist. „Die Erfahrungen, die ich da gesammelt habe, möchte ich nicht missen. Wir haben bewiesen, daß wir mithalten können.“ Für Dey wäre es ein Traum, noch einmal am America's Cup teilzunehmen. Doch dafür fehlt ein Sponsor.

Ihr Geld verdient Dey heute als Coach. Häufig wird sie von US-Seglern privat engagiert. In den USA kümmern sich lediglich zwei Trainer um den gesamten Olympia-Bereich, Förderungen von Verbandsseite gibt es nicht. „Da liegt viel im argen. Meine olympische Bronzemedaille hat mich all mein Erspartes gekostet.“

Ihr Traum hat dagegen nichts mit Medaillen zu tun: „Auf einem Freizeitboot segeln, nur mit meinem Mann und einmal um die ganze Welt.“ Andreas Kersten

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