Bremens alter Hafen soll Europas Kapitalisten locken

■ Wer will die Reviere rechts der Weser aufmöbeln? EU-weites Bewerbungsverfahren für Investoren gestartet

Um seine alten Hafenreviere rechts der Weser zu entwickeln, sendet Bremen einen Ruf in die Welt hinaus: „Wir wollen gucken, ob es Menschen und Kapital gibt, die Interesse an Investment in dieser Zone haben“, sagt Häfen-Staatsrat Gerd Markus.

Die Freie Hansestadt hat mit der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt ein EU-weites Bewerbungsverfahren eingeleitet (siehe Kasten), um Investoren auf die Fläche zwischen dem AG-Weser-Gelände und der Oldenburger Bahn aufmerksam zu machen. In der kommenden Woche werden Anzeigen in internationalen Zeitungen geschaltet.

Aufhorchen sollen international agierende Investoren, die sich mit Architekten in Arbeitsgruppen zusammenschließen und Konzepte sowie Finanzierungsvorschläge für eine intensivere Nutzung der gut 280 Hektar vorlegen sollen. Dabei ist Wohnen tabu. Das Hafenressort denkt an hafennahes Gewerbe, Distribution und Logistik. Allerdings sollen die Investoren auch checken, ob diese Vorgaben marktfähig sind.

Warum sollten Banken, Investmentfonds oder Baufirmen sich Gedanken machen, wie mehrere hundert Millionen Mark nach Bremen gepumpt werden können? Das Gebiet sei verkehrlich hervorragend über Straße, Bahn und den Wasserweg erschlossen, sagt der Staatsrat: „Das können Sie in Europa lange suchen“. Außerdem seien Potentiale in der Nahrungs- und Genußmittelwirtschaft sowie in der Holzverarbeitung vorhanden. Voraussetzung ist jedoch, daß der Freihafen hinter dem Zollzaun stark schrumpft.

Manfred Lampe aus der Hafenbehörde erinnert an Prognosen der EU-Kommission, wonach sich der Verkehr in Europa bis 2010 verdoppeln werde. Angesichts verstopfter Straßen werde die „außenhandelsorientierte Wirtschaft die Küsten wiederentdecken“. Dann habe das Hafengebiet den „Vorteil der Wasserkante“.

„Ich wollte keine Mark an Subventionen rüberschieben“, sagt der Staatsrat von Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD). Wenn Investoren Infrastrukturleistungen erbringen, könnte das aber über niedrigere Erbpachtzinsen ausgeglichen werden. Denn verkauft wird nicht: „Wo wir die Unterhaltungslasten an der Kaje haben, das wird doch nicht verkloppt“. Das sei auch in Rotterdam so üblich.

Nicht „überplant“ werden sollen die Gelände des Großmarkts im verfüllten Überseehafen sowie die Grundstücke der Firma Kellogs und des ehemaligen Eduscho-Eigentümers Rolf Schopf am Südende des Gesamtareals. Wünsche der anderen Anlieger sind zu berücksichtigen. Die Gespräche haben begonnen.

Auch wenn es Bewerber gibt, aus deren Konzepten sich bis zum Frühjahr 1999 ein machbarer Masterplan herauskristallieren sollte: Bremen muß tief in die Tasche greifen, um den Überseehafen zu verfüllen und die Bahngleise abzutragen. Das kostet laut Markus 270 Millionen Mark, davon seien 130 Millionen noch nicht finanziert.

Joachim Fahrun