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Bärenstarke Experimente des Arbeitsamtes

■ Eine Werbebroschüre preist qualifizierte Arbeitslose 20.000 Unternehmen an – mit Erfolg

Das Arbeitsamt wird modern – und bedient sich fortgeschrittener Werbemittel. So brachte das Arbeitsamt Mitte jüngst die Zeitschrift Bärenstark heraus. Die professionell gemachte Hochglanzbroschüre enthält jeweils mehrere hundert Stellengesuche von Arbeitslosen, die ein spezielles Bewerbungstraining durchlaufen und nach Ansicht der VermittlerInnen besonders gute Chancen haben, einen neuen Job zu finden.

Laut Jürgen Bogdahn, Chef beim Amt Mitte, ist das Projekt ein durchschlagender Erfolg: Nach nur sechs Wochen hätten sich 80 der ersten 200 BewerberInnen bei ihren BetreuerInnen abgemeldet – sie hätten also eine Stelle gefunden. Einen guten Teil des Effekts führt der Amtschef auf Bärenstark zurück.

Für Arbeitslose und Unternehmen ist das von privaten Marketingstrategen produzierte Blatt ein echter Servive: Kostenlos wird es monatlich an 20.000 Betriebe der Region Berlin-Brandenburg verschickt. Das Arbeitsamt preist damit die Creme der Erwerbslosen an: solche, die erst ein paar Wochen auf der Straße stehen und vor allem exzellente Qualifikationen mitbringen. Ein übriges tut Bewerbungstraining, bei dem unter anderem rhetorische Fähigkeiten geschult werden.

Finanzierbar ist die Maßnahme aufgrund einer Änderung des Sozialgesetzbuches. Damit wurde ein „Experimentiertopf“ eingerichtet, aus dem die Ämter nun alles das bezahlen können, was bis dato untersagt war. Neu auch: Praktika für HohschulabsolventInnen der Sozialwissenschaften. Früher ging diese Klientel leer aus, weil sie noch keine Ansprüche auf Förderung erworben hatte.

Rund 90 Millionen Mark geben die hiesigen Ämter 1998 fürs Experimentieren aus – etwa ein Drittel dessen, was möglich wäre. Demzufolge beklagt die grüne Abgeordnete Sibyll Klotz mangelnden Ideenreichtum der Ämter. Jürgen Bogdahn freilich meint: „Wir müssen erst mal Erfahrung sammeln.“ Hannes Koch

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