■ Querspalte
: Radio Schwertwal

Seit letztem Mittwoch können Radiobesitzer in Westkanada den Geräuschen lauschen, die Schwertwale, besser bekannt als Killerwale, von sich geben. Und zwar rund um die Uhr und ab dem Herbst auch im Internet unter www.vanaqua.org, falls das wen interessiert. Das Projekt von Wissenschaftlern des Aquariums Vancouver diene Unterhaltungs- und Forschungszwecken, verlautbarte ein Sprecher. Wessen Unterhaltung damit gedient ist, wurde nicht gesagt – der Unterhaltung von Schwertwalen? Die Erforschung der Dialekte von Schwertwalfamilien dient jedenfalls einem gewissen John Ford, einem Meeresbiologen, der vermutlich irgendwelche Veröffentlichungen vorweisen muß, um seinen Doktor zu machen, und der bereits weiß, „daß die Tiere mit Quiek- und Grunzlauten Informationen über ihr Wohlbefinden und ihre Jagdgründe austauschen“. Das muß man sich wohl so ähnlich vorstellen wie die Kommunikation einer 9. Klasse in der Pausenhalle. Die machen ja auch nichts anderes. So etwas ununterbrochen zu senden, darauf ist bisher aber noch keiner gekommen. Nichts gegen Wale und nichts gegen der menschlichen Sprache noch nicht mächtige Backfische und Halbstarke, aber gilt nicht nach wie vor für beide Spezies: Man sollte sie sehen können, aber nicht hören? Und gibt es nicht schon genug Sender, die sowieso permanent dasselbe bringen? Beispielsweise das Klassik-Radio, das man einschalten kann, wann man will, immer spielen sie das Impromptu As-Dur von Chopin? Überhaupt gibt es ja gar keinen Sender, der irgendwann mal die Schnauze hält, also ein Äquivalent zum Fernseh-Testbild anbietet. Mein Vorschlag ginge dahin, doch einmal eine Kolonie Silberfischchen wissenschaftlich und radiomäßig zu erforschen. Ich bin durchaus bereit, gegen eine entsprechende Summe versteht sich, mein Badezimmer als Teststation zur Verfügung zu stellen. Auch gegen eine weltweite Ausstrahlung im Internet hätte ich nichts, wenn die Kohle stimmt – dann wäre mal Ruhe im Karton. Dasselbe gilt für meine Geranien. Fanny Müller