: Paula und ich: Die Kinderstube
Paula und ich betrachten bekümmert den kleinen Willi. Auf dem Welpenbauch prangt ein beachtlicher Knutschfleck. Kurt hat mich schon beschuldigt, meine Aufsichtspflicht sträflich vernachlässigt und präpubertären Sex zugelassen zu haben. Tatsächlich muß ich einräumen, Fräulein Mirow dabei ertappt zu haben, wie sie sich angestrengt an Willis Bauch zu schaffen machte. Ich fürchtete schon, es sei sein kleines, inzwischen mit zartem Flaum bewachsenes Dings, das Mirows Attacke ausgesetzt war. Doch die Folgen des Saugangriffs beschränken sich zum Glück auf den Bereich oberhalb des Bauchnabels.
Jedenfalls bin ich zu der Erkenntnis gekommen, daß es an Paulas unmütterlichem Verhalten liegen muß. Immer öfter ergreift sie vor den gierigen Mäulern ihrer Kleinen die Flucht, was mit lautem Geheul quittiert und unter anderem mit eben diesem Gelutsche kompensiert wird.
Doch bei Fräulein Mirow könnten auch tiefenpsychologische Gründe vorliegen. Während Willi ein zufriedenes Hundebaby geworden ist, seit sein Namensgeber, Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL), den Knochen mit kleinkarierter grüner Schleife geschickt hat, ist seine Schwester noch immer unbeschenkt. Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) genießt seinen Urlaub auf Rügen und die Kleine leidet vor sich hin.
Freundin Heike ist überzeugt davon, daß Fräulein Mirows Seitenscheitel seither nicht mehr so deutlich hervorsticht wie bei ihrem Paten. Wir müssen ihn nun jeden Morgen nachziehen. Möglicherweise reicht es bald nicht mehr, irgendein Leckerchen zuzusenden. Als Wiedergutmachung wäre aber ein Schnuppertermin denkbar: Mirow trifft Mirow. Seitenscheitel an Seitenscheitel. sim
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