■ Vorschlag
: „Grüße aus der Provinz“: Moritz Götze in der Galerie im Pferdestall

„Grüße aus der Provinz“ sind meistens kitschig, knallbunte Postkarten mit schrecklichen Motiven. Dann doch lieber zu Hause bleiben und keine Ansichtskarten verschicken. Wo aber ist „zu Hause“? Moritz Götze weiß es. Der Künstler, in Halle geboren, denkt sich das so: In „Where is my home“ (eine Serigraphie) hat er einen Elefanten in poppigen Farben ins Zentrum gesetzt. Der trägt den Babylonischen Turm auf seinem Rücken und scheint auf einer gelben Wolke zu schweben. Von links düst eine rote Rakete vorbei, in der Ecke gegenüber jettet ein Flugzeug gen Himmel. Ja, wo ist denn nun zu Hause? Überall und nirgends.

Bei Götze ist die weite Welt gefährlich, mit dem städtischen Moloch gleichgesetzt, fast in jedem Bild qualmt ein Schornstein giftig vor sich her, der Turm zu Babel darf nicht fehlen – die Katastrophe naht. Davon zeugen auch die stets abstürzenden Flugzeuge. Dann lieber zurück in die eigenen vier Wände. Vielleicht malt er deshalb so oft Innenräume. Aber selbst hier haben wir keine Ruhe vor der Welt, die mittels Medien zu uns vordringt. Am deutlichsten zeigt Götze das mit seiner schönen Idee der Prismendrehwand. Wie auf einer großen Werbetafel sind drei Bilder nacheinander zu sehen. Der 34jährige zoomt sich ans Problem, die Apokalypse, heran. Erst zeigt er uns ein Zimmer mit Teppich, Stuhl und Tisch in bonbonbunten Farben. Das zweite Bild nähert sich dem Tisch. Darauf Kippen, Pistole, Blumen, Handy und Zeitung. Der dritte Teil nimmt die Gazette groß ins Visier. Das Titelfoto, zuvor dank gelungener Perspektive nicht entschlüsselbar, zeigt wieder ein abstürzendes Flugzeug, einen qualmenden Schornstein, den Turm. Götze präsentiert sich als Wiederholungstäter. Ständig tauchen die gleichen Versatzstücke aus der „Geschichte von Hoch- und Trivialkunst“ auf. Aber vom „Comic als subversive Waffe“ ist nichts zu spüren. Da hätte es vielleicht anderer „Versatzstücke“ bedurft. Andreas Hergeth

Bis 9. August, Mi–-So. 16–21 Uhr, Galerie im Pferdestall in der Kulturbrauerei, Knaackstraße 97, Prenzlauer Berg