piwik no script img

Fliegende Händler abgestürzt

■ Straßenhändler demonstrieren heute erneut gegen das Handelsverbot am Brandenburger Tor. Die Händler schafften eine unaufgeräumte Situation, begründet Senatssprecher die Vertreibung

An die 50 Bauchladenhändler wollen heute ab 11 Uhr erneut unter dem Brandenburger Tor demonstrieren. Die Straßenverkäufer protestieren gegen die Verbannung vom Pariser Platz im Juni. Das Bezirksamt Mitte hatte die Straßenverkäufer vor vier Wochen mit Unterstützung des Senats vom Pariser Platz verbannt.

Dies war zuvor rechtlich umstritten, da die Händler nur eine Genehmigung für das Abstellen der Bauchläden benötigen. Diese Erlaubnis wird seit Juni vom Bezirk Mitte nicht mehr für den Pariser Paltz erteilt. Zusätzlich beruft sich das Bezirksamt nun auf eine straßenverkehrsrechtliche Anordnung, die besagt, daß Handel in der Umgebung von Grünanlagen grundsätzlich verboten ist.

Etwa 50 Händler seien mit einem Schlag von Geschäftsleuten zu Sozialfällen geworden, sagt Martin Koehler, Sprecher der „Interessengemeinschaft Bauchladenhändler vom Brandenburger Tor“. Einige Händler wichen auf die Westseite des Brandenburger Tors aus, doch die Geschäfte laufen dort schlecht. „Wegen des ungeeigneten Standorts und der ständigen Überwachung durch die Polizei können wir nicht mal genug für unsere Lebenshaltung verdienen“, lamentiert Koehler.

Bezirksbürgermeister Joachim Zeller (CDU) weist die Kritik zurück: „Seitdem auf dem Pariser Platz ein eingeschränktes Halteverbot gilt, parken die Touristenbusse auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor. Die Touristen müssen an den Straßenverkäufern vorbei, um auf den Pariser Platz zu gelangen.“ Er sieht allerdings ein, daß die Fläche dort kleiner ist als auf der Ostseite des Tors und nicht alle 50 Händler Platz haben.

Begleitend zu der heutigen Demonstration fordern die Straßenverkäufer in einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), den Handel auf dem Pariser Platz noch bis zum Ende der Saison im Oktober zuzulassen.

„Es soll einen würdigen Umgang mit dem Brandenburger Tor geben“, begründet der stellvertretende Senatssprecher Eduard Heußen die ablehnende Haltung des Senats. „Die fliegenden Händler schaffen eine unaufgeräumte Situation.“

Die Straßenverkäufer sind da anderer Meinung. „Wir fügen uns in die tägliche Nutzungsrealität dieses Ortes ein“, heißt es in dem offenen Brief. „So ein Stück unreglementiertes gewachsenes Straßenleben ist es auch, was den Charme einer Stadt ausmachen kann.“ Die Händler seien sicher nicht schädlicher für das Erscheinungsbild des „Salons“ Pariser Platz oder die Ruhe der Hotelgäste als Autokolonnen durch das Brandenburger Tor. Vanessa Erhard

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen