: „Windräder sind Gewöhnungssache“
■ Mehr als 40 Windkraftanlagen rotieren in Hamburg – vor allem im Elbgebiet
Rotieren für saubere Energie: Mehr als 40 Windkraftanlagen stehen auf Hamburger Stadtgebiet. Knapp 30.000 Megawattstunden Strom produzieren Hamburgs WindmüllerInnen im Jahr – vor allem im Elbgebiet. „Den Wind sollte man nur dort nutzen, wo er auch ausreichend weht. In offener Landschaft gibt es keine heftigen Windschläge oder plötzliche Windrichtungsänderungen“, erklärt Martin Falke, Windenergie-Experte der Umweltbehörde, die Standorte Altengamme, Curslack, Francop, Georgswerder, Neuenfelde, Neuengamme, Neuland und Ochsenwerder. Auch die Riesenmühle, die derzeit gebaut wird und eine Leistung von 1500 Kilowatt bringen soll, steht im Elbgebiet in Obergeorgswerder.
Die Umweltbehörde förderte die großen Windanlagen, die meist eine Leistung von mehreren hundert Kilowatt haben, bisher mit insgesamt 2.328.748,93 Mark. Bei der Hamburger Pionier-Windmühle, die im Juni 1991 in Ochsenwerder errichtet wurde, betrug der Anteil der Behörde 35 Prozent – mittlerweile wird nur noch im Einzelfall eine Förderung gewährt. Immerhin zahlen die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) in den ersten zehn Jahren zusätzlich zum Strompreis pro eingespeister Kilowattstunde 10 Pfennig Umweltbonus.
Erzeugt wird die windige Energie in der Regel von Betreibergesellschaften, die zu 100 Prozent ins HEW-Netz einspeisen. Strom vom Windrad im Vorgarten muß zu mindestens 50 Prozent vom Erzeuger genutzt werden. „Private Anlagen sind in Hamburg bisher nicht gefördert worden“, erläutert Falke. „Solche Kleinanlagen sind hier nicht produktiv genug, und die Anzahl der Mühlen würde so groß werden, daß es ein Akzeptanzproblem gebe.“ So zieht es die Umweltbehörde, die selbst zwei Anlagen betreibt, vor, große Mühlen konzentriert in Windparks aufzustellen.
„Das Konzept für die Standorte ist der richtige Weg“, findet auch Manfred Braasch, Geschäftsführer beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Doch weil sich Windanlagen negativ auf das Landschaftsbild auswirken könnten, mahnt er den vorsichtigen Umgang bei der Planung an. „Das gilt nicht nur für Hamburg, sondern auch für die Nordseeküste, wo die Weite den Reiz der Landschaft ausmacht.“ Die Hersteller von Windanlagen haben sich darauf eingestellt und bieten nicht nur weiß lackierte Masten an, sondern auch grün abgestufte, lichtgraue und, außerhalb Hamburgs, vieles mehr: Auf Kreta drehen sich Windräder militärisch getarnt, in Israel stehen weißrot geringelte ...
„Windanlagen sind Gewöhnungssache“, räumt Martin Falke ein, „aber da müssen wir durch.“ Schließlich werde man spätestens dann, „wenn die Ressourcen der fossilen Energieträger aufgebraucht sind, flächendeckend regenerative Energiekraftwerke brauchen“. Wer sich über den störenden Spargel beschwere, sei ja meist „nicht gegen Windkraft, sondern gegen Planungsfehler“. Und das oft zu Recht – wenn beispielsweise das riesige Rad die benachbarten Häuser ganztägig in den Schatten stelle.
Unbeeindruckt dagegen reagierten viele Vogelarten auf die Windmühlen, sagt Falke und erzählt von einer Umweltbehörden-Tour zum Windpark Altengamme. Dort seien die Störche gelassen unter den großen Anlagen herumspaziert und erst nervös geworden, als die Touristen dem Bus entstiegen.
Malte Weber
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen