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„Streik ist Notwehr“

■ Arbeitskampf von bundesweiter Bedeutung bei Weyburn Bartel

Mit Beginn der gestrigen Frühschicht um sechs Uhr trat die Belegschaft des von Schließung bedrohten Nockenwellenherstellers Weyburn Bartel in Rellingen in den Streik. Bereits in der Nacht waren die Zugänge zum Betrieb durch Container mit schweren Nockenwellen verbarrikadiert worden, um das Abtransportieren von Produkten zu verhindern. Überall an den Fenstern prangten Plakate „Streik ist Notwehr“. Gleichzeitig begann die Urabstimmung über einen Streik. Der Arbeitskampf für einen Tarifvertrag über Qualifizierungsmaßnahmen in dem Betrieb geht damit in die ernste Phase.

Um kurz vor zehn Uhr erschienen überraschend zwei Top-Manager des Konzerns. Friedel Martiny, Chef des T&N-Konzerns, zu dem Weyburn Bartel gehört, sowie Stephen Spencer vom US-Giganten Federal Mogul, der Anfang des Jahres T&N aufgekauft hatte, forderten die Belegschaft auf, die „illegalen Streiks nicht fortzusetzen“. Der Gewerkschaft IG Metall warfen sie „Konzeptionslosigkeit“ vor. Die Manager beteuerten überdies, an dem vor zwei Wochen mit der IG Metall geschlossenen Kompromiß festhalten zu wollen, den sie vor drei Tagen aufgekündigt hatten (taz berichtete). „Der Konflikt“, sagt Martiny, „ist völlig unverhältnismäßig.“ Doch in der Belegschaft fanden diese Worte keinen Glauben. Das Ergebnis der Urabstimmung wurde am späten Nachmittag bekanntgegeben: 100 Prozent votierten für einen Arbeitskampf.

Sowohl für den Arbeitgeberverband Gesamtmetall wie für die IG Metall hat die wochenlange Auseinandersetzung um betriebliche Konfliktlösungen per Tarifvertrag inzwischen große Bedeutung bekommen. Denn es wäre bundesweit der erste betriebliche Streik zur Durchsetzung von Besitzstandssicherung bei Betriebsschließung.

Im Prinzip waren sich Federal Mogul und die IG Metall bereits einig gewesen. Federal Mogul hatte sich bereit erklärt, die für Ende dieses Jahres geplante Betriebsschließung auf Ende 1999 zu verschieben. In dieser Zeit sollten alle MitarbeiterInnen bei vollen Bezügen an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen können. Darüber hinaus sollten dem Betriebsrat für das Jahr 2000 acht Millionen Mark für eine Qualifizierungsgesellschaft zur Verfügung gestellt werden.

Kai von Appen

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