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Theater um Entschädigung

■ Weil den Tempodrom-Betreibern die angebotene Umzugsentschädigung von 4 Millionen Mark nicht reicht, droht der Kultursenator mit Räumung. Tempodrom kündigt Gegenklage an

Der Streit um die Entschädigung für den Umzug des Tempodroms geht in die entscheidende Phase. Falls sich das Tempodrom bis kommenden Mittwoch nicht auf das vorliegende Angebot des Bundesbauministeriums in Höhe von 4 Millionen Mark einläßt, will Kultursenator Peter Radunski (CDU) die Räumung des Veranstaltungsorts im Tiergarten vorantreiben. Tempodrom-Chefin Irene Moessinger droht ihrerseits mit einer Klage. „Dann geht es aber nicht um die 8 Millionen Mark, die wir fordern“, sagt sie, „sondern um 12 Millionen, die uns eigentlich zustehen würden.“

Ob und wieviel dem Tempodrom, das im nächsten Jahr dem Bau des Kanzleramtes weichen muß, zusteht, ist seit langem strittig. Weil das Tempodrom keinen langfristigen Mietvertrag hat, sondern nur ein für jeweils ein Jahr befristetes Nutzungsrecht, wollte der Bund zunächst gar nichts zahlen. Moessinger vertrat dagegen die Ansicht, daß durch die vom Bezirk Tiergarten erteilte unbefristete Baugenehmigung für die Zelte ein dauerhaftes Nutzungsrecht besteht und damit für das Tempodrom die gleichen Entschädigungskriterien wie für andere Institutionen gelten müßten, die von den Umzugsmaßnahmen der Bundesregierung tangiert werden. Und weil am Ersatzstandort am Anhalter Bahnhof wegen der Lärmschutzvorschriften kein Spielbetrieb in Zelten möglich sei, müsse der Bund anteilig für die Neubaukosten aufkommen.

Schon mit 8 Millionen Mark Entschädigung wären die Tempodrom-Betreiber seit langem zufrieden. Damit wäre der 32 Millionen Mark teure Neubau zu einem Viertel finanziert. Die restlichen Anteile sollen von der Stiftung Klassenlotterie, dem EU-Umweltprogramm sowie Sponsorengeldern aufgebracht werden. Mit den angebotenen 4 Millionen Mark Entschädigung allerdings, so Moessinger, könne der Neubau nicht realisiert werden.

Auch der Tiergartener Baustadtrat Horst Porath (SPD) hat sich erneut auf die Seite des Tempodroms geschlagen. „Vor dem Hintergrund von 20 Milliarden Mark, die der Regierungsumzug kostet, ist das Angebot von 4 Millionen schlicht unwürdig“, sagt Porath. Auch über das Räumungsverfahren durch Kultursenator Peter Radunski (CDU) ärgert sich Porath: „Der Senat duckt sich da nur ab; wenn Bonn nur hustet, kriegt Berlin schon eine Erkältung.“ Er sehe jedenfalls keinen Grund, die Baugenehmigung für das Tempodrom zurückzuziehen.

Bis zum 5. August bleibt nun Zeit für weitere Verhandlungen. Einen Termin bei Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) haben die Tempodrom-Betreiber bereits beantragt. Das Pfund, mit dem Moessinger wuchert, heißt, trotz des Ultimatums, Zeit. Wenn erst einmal die Gerichte über die Höhe der Entschädigung entscheiden müßten, so Moessinger, würde sich auch der Bau des Kanzleramtes verzögern. Uwe Rada

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