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Die Flut am Jangtse steigt weiter

■ In China verschärft anhaltender Regen die Lage in den Hochwassergebieten am Jangtse. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen dienen jetzt auch dem Schutz vor Krankheiten und Seuchen

Berlin (taz) – Am Unterlauf des Jangtse spitzt sich die Lage zu. Die für dieses Wochenende vorhergesagten Regenfälle und die vom oberen und mittleren Lauf des Jangtse anrollenden Wassermassen drohen den Hochwasserpegel noch weiter ansteigen zu lassen. Die aufgeweichten Dämme können dem Druck der gelbbraunen Fluten möglicherweise nicht standhalten. Über drei Millionen Helfer, darunter eine Million Soldaten, sind im Einsatz, um die Deiche zu beobachten und schadhafte Stellen zu reparieren. Flußaufwärts ging der Wasserstand inzwischen leicht zurück.

Am Donnerstag hatten die Behörden 100.000 Mediziner in die Hochwassergebiete im Zentrum und Osten des Landes entsandt, um dem Ausbruch von Epidemien vorzubeugen. Der stellvertretende Ministerpräsident Wen Jiabao, der in China für die Koordination der Hilfsmaßnahmen bei Hochwasser zuständig ist, wies die lokalen Regierungen an, die Versorgung der betroffenen Bevölkerung mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten sicherzustellen.

Aus den Katastrophengebieten mußten bisher rund drei Millionen Menschen evakuiert werden. Die Zahl der Todesopfer wurde inzwischen wieder korrigiert und mit 1.270 angegeben, nachdem die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zuvor bereits 2.500 Tote gemeldet hatte. Xinhua berichtete von mehreren Deichbrüchen entlang des Flusses, die jedoch behoben werden konnten.

Am Donnerstag hatte die Flutwelle die Stadt Jiujiang erreicht, wo das Wasser auf 22,95 Metern gestiegen war, dreieinhalb Meter über der Gefahrenmarke. „In der Stadt leben 4,5 Millionen Einwohner, von denen drei Millionen von der Flut betroffen sind“, sagte ein Beamter in Jiujiang gegenüber der in Hongkong erscheinenden South China Morning Post. Die Behörden haben über 4.000 Helfer in die am schwersten betroffenen Gegenden um die Stadt geschickt. „Wir werden alle Mittel aufbieten, um den Ausbruch von Cholera zu verhindern“, sagte der Beamte. „Bisher sind noch keine Fälle von Cholera gemeldet worden, aber wir haben Grund zur Sorge, da das Trinkwasser in vielen Gebieten verschmutzt ist.“ Gleichzeitig klagte er über fehlende finanzielle Mittel. Die Behörden haben inzwischen Informationsblätter zu Hygiene und Prävention von Seuchen ausgeteilt. Viele Menschen leiden unter Erkältung, Durchfall oder Hautkrankheiten.

Der Gesamtschaden wird inzwischen auf fast fünf Milliarden US- Dollar geschätzt. Die Zeitung China Daily berichtete, Landwirtschaftsexperten seien in die am schwersten betroffenen Gebiete entsandt worden, um den Bauern zu helfen, so schnell wie möglich zu einem geregelten Leben zurückzufinden. Jördis Heer

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