piwik no script img

Trasco: Nichts wie weg aus Bremen!

■ Die Sachsenring-AG sieht sich durch „Schlammschlacht“ der Bremer Wirtschaftsbehörde in der Entscheidung bestätigt, mit der Fahrzeugpanzerung (Trasco) von Bremen wegzugehen

Die Sachsenring-AG in Zwickau, die das Bremer Fahrzeugpanzerungs-Unternehmen „Trasco“ nach seinem Konkurs im letzten Jahr übernommen hat und unter dem Namen „Trasco Fahrzeugbau GmbH“ offenbar recht erfolgreich weiterführt, ist stocksauer auf den Bremer Senat. Schon ein Jahr nach dem Konkurs schreibt das Unternehmen mit einer neuen Unternehmenskonzeption schwarze Zahlen, die Mitarbeiterzahl steigt, der Neubau einer Fertigungshalle ist geplant – und da torpediert das Bremer Wirtschaftsressort das Unternehmen mit gezielten Presse-Informationen. „Was meinen Sie, was hier heute los war“, erklärte Traso-Geschäftsführer Dirk Heimbrock am Freitag abend gegenüber der taz. Der Weser Kurier konnte unter Berufung auf den Senatsrat Ulrich Keller melden, Bremens Hibeg würde eine Forderung von 1 Millionen Mark gegen Trasco erheben, wenn die ihre neue Fertigungshalle im Kreis Osterholz baut. Heimbrock: „Das hat, ein Jahr nach dem Konkurs, wieder zu einer Verunsicherung der Belegschaft geführt.“ Dem Weser Kurier waren von der Wirtschaftsbehörde vertrauliche Verträge mit dem Konkursverwalter zugänglich gemacht worden, in denen sich die Sachsenring-AG bei Übernahme der Produktionsanlagen verpflichtet hatte, „den Standort Bremen (möglichst Bremen-Nord) beizubehalten“, ansonsten eine Vertragsstrafe von 1 Millionen Mark zu bezahlen. Da der alte Trasco-Geschäftsführer mehrere Millionen Bremer Subventionen verbraten hatte, bevor er Konkurs anmeldete, würde eine Vertragsstrafe über die Konkursmasse an den Hauptgläubiger Bremen gehen.

Als dieser Passus im Juli 1997 unterschrieben wurde, so erläutert der Geschäftsführer der neuen Firma Trasco, da gab es Pressespekulationen, der Betrieb sollte nach Zwickau verlagert werden. Man habe sich gern verpflichtet, den Betrieb hier „im Norden Bremens“ fortzuführen, weil Sachsenring eben auch Wert auf die qualfizierten Facharbeitskräfte für die Fahrzeugpanzerung legte. „Das war der Hintergrund“, unterstreicht Heimbrock, nicht die Frage, ob der damals schon ins Auge gefaßte Neubau einer Werkshalle vier Kilometer weiter östlich oder westlich entstehen sollte: „Ich kam aus Berlin. Ich hatte damals doch keine Ahnung, wo hier die Landesgrenze ist.“ Gemeint mit „Standort Bremen“ und „Bremen-Nord“ war eben die Region im Norden Bremens.

Daß die Trasco unter der neuen Leitung den Betrieb erfolgreich wieder aufgenommen hat, daß sie die Arbeitskräfte übernommen hat und neue Arbeitsplätze schafft für Menschen, die auch in Bremen wohnen, scheint der Bremer Wirtschaftsbehörde egal zu sein, sagt der Geschäftsführer verbittert. Eine derartige „Schlammschlacht“ einer Wirtschaftsbehörde gegen ein Unternehmen ist er nicht gewohnt – die Sachsenring-AG auch nicht. War es bisher schlicht der Wunsch der Mitarbeiter, nicht in unmittelbarer Nähe der Stahlwerke-Schlote umzuziehen, sondern zehn Kilometer nach der anderen Seite des jetzigen Betriebes, so ist es inzwischen Wunsch der Sachsenring-AG, aus Bremen wegzugehen. In einer Pressemitteilung heißt es: „Der Vorstand der Sachsenring-AG ... (sieht sich) auf Grund der von Herrn Keller getätigten Aussage in der Standortauswahl Osterholz-Scharmbeck bestätigt“, man wolle sich loslösen von Zusammenhängen, in denen die betriebswirtschaftliche Entscheidung eines zukunftsträchtigen Unternehmens mit „öffentlich initiierten Schlammschlachten“ beantwortet wird. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen