: „Dufaux wollten wir nicht, weil er gestanden hat“
■ Veranstalter Rudi Renz über die Teilnahme des Doping-Teams Festina bei seiner Regio-Tour
taz: Herr Renz, die Sachsen- Rundfahrt hat Festina ausgeladen. Bei Ihrer Regio-Tour fährt das Team, das bei der Tour ausgeschlossen wurde. Haben Sie nicht auch daran gedacht?
Renz: Nein, nie. Die Veranstalter der Sachsen-Rundfahrt haben beim Bund Deutscher Radfahrer angerufen und gefragt, wie sie sich verhalten sollen. Da wurde ihnen geraten, Festina auszuladen. Aber ich bin nicht so blöd und rufe beim BDR an. Wenn man so eine Mannschaft auslädt, kommt sie nie wieder.
Sie haben sogar Festina-Star Richard Virenque dabei. Fürchten Sie nicht, daß das Publikum Ihnen das übel nimmt?
Warum denn? Richard Virenque ist nichts nachzuweisen. Er ist vom Weltverband UCI nicht gesperrt, und er hat auch nie zugegeben, Dopingmittel genommen zu haben.
Sein sportlicher Leiter Roussel und der Mannschaftsarzt Ryckaert haben zugegeben, daß gedopt wurde.
Virenque ist nicht für seine Chefs verantwortlich. Außerdem haben weder der Arzt noch der sportliche Leiter den Namen Virenque genannt.
Roussel und Ryckaert sagen aber, es sei systematisch gedopt worden.
Systematisch bedeutet nicht, daß Virenque da unbedingt dabeisein muß. Eigentlich ist mir das auch total Wurst.
Was ist Ihnen Wurst?
Wenn die UCI den Fahrer nicht sperrt, ist er für mich sauber. Ich sehe keine Veranlassung, den Richter zu spielen. Man soll den Mann jetzt nicht fertigmachen, zumal man ja nicht weiß, was in den anderen Mannschaften vorgeht. Für mich als Veranstalter ist es nicht schlecht, daß Virenque da ist. Wir leben ja auch von Rennfahrern mit vielen Weltcuppunkten. Das wertet die Veranstaltung hoch.
Die Medienaufmerksamkeit dürfte Ihnen nach dieser Verpflichtung jedenfalls gewiß sein.
Ich bin selbst gespannt, was passiert. Ich glaube aber nicht, daß uns Virenques Teilnahme schaden wird.
Sie haben keine Bedenken?
Überhaupt nicht. Ich habe ein ganz reines Gewissen.
Wie lief das? Hat Festina bei Ihnen angeklopft und Virenque angeboten, oder kam das auf Ihre Initiative hin zustande?
Festina hat angerufen und gesagt, sie würden gerne mit Dufaux und Virenque kommen. Dufaux wollten wir nicht haben, weil er gestanden hat. Virenque aber war kein Problem.
Hat ihr spezieller Regio-Tour- Sponsor von Festina nicht gezuckt, als der Skandal bekannt wurde?
Im Gegenteil.
Wird es Doping-Kontrollen bei der Regio-Tour geben?
Natürlich. Das ist bei uns wie bei der Tour de France. Täglich werden fünf Rennfahrer getestet: der Führende in der Gesamtwertung, der Tagessieger und drei andere, die ausgelost werden.
Gibt es auch Blutkontrollen?
Renz: Das bestimmt der Dopingkommissar, der von der UCI eingesetzt wird. Interview: Willi Adam und Thomas Vögele
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