: Paula und ich: die Kinderstube
Paula und ich haben Differenzen in Erziehungsfragen. Während ich dazu neige, die Welpen in meine Zehen beißen und auf meine Hose pinkeln zu lassen, um die Persönlichkeitsentwicklung (sind so kleine Pfoten) nicht negativ zu beeinflussen, greift Paula durch. Kommt ein Welpe des Weges und ihrem Kauknochen zu nahe, wird sofort abgrundtief böse geknurrt. Verschreckt legen die gerade mal vier Wochen alten Wesen den Rückwärtsgang ein und blicken herzzerreißend traurig aus ihren Knopfaugen. Bekommen die Kleinen zusätzlich zur Muttermilch etwas Welpenfutter, ist auch schon Paula zur Stelle, um sich gütlich zu tun.
Fräulein Mirow pflegt in solchen Situationen in Willis Schwanz zu beißen. Wütend ist sie auch darüber, daß Willi bereits selbständig über das erste Brett der Welpenkisten-Eingangstür kommt. Mirow hingegen kriegt nicht einmal den Bauch auf die andere Seite. Kurt ist ob dieser offensichtlichen Spätentwicklung seines Lieblings Mirow recht ungehalten. Freundin Heike hätte ihn bei dieser Gefühlslage nicht fragen sollen, ob es Förderungsprogramme für lernbehinderte Welpen gibt. Kurts Rotweinglas kippte zufällig auf Heike um, was ihm „furchtbar leid“ tat.
Tatsächlich ist Fräulein Mirow durchaus clever. Um die Konkurrenz am Futternapf abzudrängen, stellt sie sich stets mit beiden Pfoten hinein. Sie kann auch schon so beeindruckend knurren, daß man unweigerlich an Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) denken muß, der mit Stadtentwicklungssenator Willi Maier (GAL) über das Mühlenberger Loch redet. Wenn Welpe Willi dagegen knurrt, möchte man es für grunzendes Schmatzen halten. sim
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen