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Tausende Deichbrüche drohen

■ In China spitzt sich die angespannte Lage im Hochwassergebiet weiter zu. Bei einem Deichbruch starben über hundert Soldaten in den gelbbraunen Fluten. Jetzt droht noch ein Taifun

Peking (rtr/taz) – Die Hochwasserkatastrophe entlang des Jangtse in Zentralchina droht alle Befürchtungen noch zu übertreffen. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua zitierte gestern einen Mitarbeiter der Hochwasserschutzbehörde mit den Worten, Chinas längster Fluß drohe an 3.200 Stellen die Uferbefestigungen zu durchbrechen. An 1.800 Stellen sei die Gefahr besonders groß, sagte der Beamte, ohne weitere Details zu nennen. Sollten die Deiche nicht halten, wären Millionen Menschen in den angrenzenden Ebenen bedroht. Dem Hochwasser fielen in diesem Jahr bereits über 1.200 Menschen zum Opfer. Detaillierte Zahlen haben die Behörden seit Tagen nicht mehr vorgelegt. Einem unbestätigten Bericht zufolge werden über 1.000 Personen vermißt.

Angesichts der andauernden Regenfälle sind die Behörden zunehmend bereit, einige Gebiete aufzugeben. Sie opfern damit Ackerland und Dörfer, um Fabriken und Städte vor den Fluten zu retten. Xinhua berichtete, in der Provinz Hubei seien elf kleinere Deiche aufgegeben worden, um den Hochwasserpegel zu senken. Dadurch sei zwar ein Schaden von umgerechnet knapp 90 Millionen Mark entstanden. Auf der anderen Seite seien aber die Provinzhauptstadt Wuhan (7,2 Millionen Einwohner) und eine wichtige Industrieanlage geschützt worden. Bereits vorgestern hatte es widersprüchliche Meldungen über Deichsprengungen gegeben.

Ein Funktionär räumte ein, im Kreis Jiayu der Provinz Hubei seien über hundert Soldaten von den Wassermassen fortgerissen worden, nachdem am Samstag ein Deich gebrochen sei. Ein anderer Funktionär sagte, etwa 200 Menschen, darunter auch Soldaten, seien in den Fluten verschwunden. Die Soldaten waren zur Deichsicherung eingesetzt worden. Eine Hongkonger Menschenrechtsgruppe hatte zuvor berichtet, 150 Soldaten und mehrere hundert Dorfbewohner seien beim Bruch des Deichs weggespült worden. Bisher hätten erst neun Leichen geborgen werden können.

Xinhua meldete, der von Taiwan kommende Taifun „Otto“ könnte die Bekämpfung des Hochwassers erschweren, sollte der Wirbelsturm die Provinzen Jiangsu oder Zhejiang heimsuchen. han

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