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Verwirrung um Irak-Inspekteure

■ Trotz offizieller Aufkündigung der Zusammenarbeit läßt Iraks Staatsführung UN-Spezialisten weiter Überwachungskameras kontrollieren. Waffeninspekteure sind angeblich gar nicht im Land

Bagdad (rtr/AFP) – Trotz des einseitigen Abbruchs der Zusammenarbeit mit der UNO-Abrüstungskommission (Unscom) durch Iraks Staatsführung haben die Kamerakontrolleure der Kommission gestern ihre Arbeit fortgesetzt. Augenzeugen berichteten, eine Gruppe von 15 Experten seien am Morgen in sechs Wagen und in irakischer Begleitung zu ihren Einsatzorten gefahren. Unklar blieb zunächst jedoch, ob Iraks Führung die Tätigkeit von UN- Waffeninspekteuren unterbunden hat. Irak will nur unter geänderten Bedingungen wieder mit Unscom zusammenarbeiten. Gestern abend wollte sich der UNO-Sicherheitsrat mit der Krise befassen und Chefinspekteur Richard Butler hören.

Die Kamerabeobachter kontrollieren die in den von Waffeninspekteuren bereits untersuchten Anlagen zur Überwachung installierten Fernsehkameras. Ob die Suche von UNO-Waffeninspekteuren nach Massenvernichtswaffen vom Irak verhindert wurde, blieb zunächst unklar. Irak wies Berichte über Behinderungen zurück und erklärte, zur Zeit seien keine Gruppen von Waffeninspekteuren mehr im Land. Die Kamerabeobachter könnten dagegen ihrer Arbeit normal nachgehen.

UNO-Chefinspektor Butler wollte vor dem Sicherheitsrat über den Abbruch seiner Gespräche mit der irakischen Führung Bericht erstatten. Butlers Verhandlungen waren am Dienstag vorzeitig beendet worden. Nach einem Gespräch mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan in New York am Mittwoch sagte Butler, die Inspekteure sollten ihre Arbeit trotz des völligen Abbruchs der Zusammenarbeit weiter fortsetzen. Er werde sie entsprechend anweisen.

Wenige Stunden zuvor hatte Iraks Revolutionärer Kommandorat unter Vorsitz von Präsident Saddam Hussein die Kooperation aufgekündigt. Eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit sei nur bei einer anderen Struktur von Unscom möglich. In einer neugebildeten Unscom-Führung müßten künftig alle Mitgliedsstaaten des UN-Sicherheitsrats gleich vertreten seien. Ferner wurde eine Verlagerung des Unscom-Hauptquartiers von New York nach Genf oder Wien verlangt. Außerdem wurde die sofortige Aufhebung der Sanktionen gefordert.

Ein Sprecher von US-Präsident Bill Clinton nannte den Schritt der irakischen Führung eine eindeutige Verletzung der Übereinkunft mit der UNO. Die USA würden weiterhin darauf bestehen, daß der Irak sich an die UNO-Auflagen halte.

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