piwik no script img

Planspiele der Nato

■ Allianz berät über Eingreifen im Kosovo. Belgrad setzt Offensive gegen Albaner fort

Brüssel (AFP/dpa) –Die Planungen der Nato für ein militärisches Eingreifen in der südserbischen Provinz Kosovo sind nahezu abgeschlossen. Das verlautete gestern nach einem informellen Treffen des Nato-Rates aus dem Hauptquartier in Brüssel. Am Vortag hatte US-Außenministerin Madeleine Albright den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević vor einem begrenzten Militärschlag gewarnt, wenn die Gewalt gegen Kosovo-Albaner fortgesetzt werde.

Wie nach der Sitzung des Nato- Rates verlautete, gilt es als wahrscheinlich, daß die Allianz im Falle eines Eingreifens zunächst serbische Militärziele aus der Luft angreift. Ein Nato-Mitarbeiter wies darauf hin, daß jede militärische Aktion der Allianz rechtlich abgesichert sein müsse. Am kommenden Mittwoch wollen die Botschafter der 16 Nato-Staaten zu einer offiziellen Sitzung zusammenkommen. Dann könnten bestimmte Optionen formell beschlossen werden, sollten die Militärs bis dahin ihre Detailplanung fertiggestellt haben. Einsatzpläne ließen sich danach schnell umsetzen, sagte der Nato-Mitarbeiter.

Ungeachtet der Drohungen aus Brüssel hat Belgrad am Donnerstag die Fortsetzung der Offensive gegen die Kosovo-Befreiungsarmee UCK angekündigt. Einen entsprechenden Beschluß der jugoslawischen Bundesregierung veröffentlichte am Donnerstag abend das serbische Staatsfernsehen. Der serbische Vizeregierungschef Vojislav Seselj sagte, daß die „Polizeiaktion“ in der südserbischen Krisen-Provinz Kosovo bis zur endgültigen Zerschlagung der „terroristischen Banden“ dauern werde. Starke Einheiten der serbischen Polizei setzten nach albanischen Angaben ihre Offensive gegen die Region Drenica fort. Zahlen von Opfern wurden nicht bekannt.

Unterdessen bahnt sich in der Kosovo-Provinz nach UN-Einschätzung ein menschliches Desaster an. Etwa 200.000 Bewohner des Kosovo sollen auf der Flucht sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen