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Übrig blieben nur Trümmer

■ Die Bomben auf US-Botschaften zerstörten ganze Stadtteile. Über die Täter wird spekuliert

Dar es Salaam/Nairobi (AFP/ taz) – Das Zentrum Nairobis glich einem Schlachtfeld: Blutüberströmte Menschen versuchen verzweifelt, vorbeifahrende Autos anzuhalten und von ihnen ins Krankenhaus gebracht zu werden; von dem mehrstöckigen Gateway House, das neben der US-Botschaft stand, ist nur noch ein Trümmerhaufen übrig; überall steigen Rauchsäulen auf. An einigen Straßenecken liegen verkohlte Leichen. Mindestens 60 Menschen sind dem Bombenanschlag auf die US-Botschaft zum Opfer gefallen, der am Vormittag die kenianische Hauptstadt erschütterte. Das kenianische Fernsehen berichtet von mehreren hundert Verletzten, die zum Teil noch unter den Trümmern der eingestürzten Häuser lebendig begraben sind.

US-Marineinfanteristen, mit kugelsicheren Westen und schwer bewaffnet, umstellen die Botschaft und versuchen, von überall heranströmende Menschen zurückzudrängen. „Fragen Sie mich nichts, wir versuchen, Menschen zu retten“, schreit ein Botschaftsangestellter einen Journalisten an. Die gewaltige Explosion erfaßt die Rückseite der US-Botschaft an der Ecke Moi Avenue/Haile Selassie Avenue. Durch die Druckwelle stürzen die Decken in den Büros ein, Fenster zerbersten. Mindestens sechs Autos gehen in Flammen auf, von ihnen bleiben nur schwelende Trümmer und Metallstücke.

Auch in Tansanias Hauptstadt Dar es Salaam sagte ein Augenzeuge laut CNN, nach der Bombenexplosion habe es ausgesehen wie auf einem Kriegsschauplatz. Die Häuser seien in Trümmer gelegt worden. Die Polizei vermutete, daß eine Bombe in einem Auto in der Nähe der Botschaft versteckt wurde. Ein tansanischer Journalist sagte, 54 Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden. Die US-Botschaft wurde schwer beschädigt. Zugleich wurden auch Gebäude der deutschen Botschaft in Mitleidenschaft gezogen, wie das Auswärtige Amt in Bonn mitteilte. An der Residenz des deutschen Botschafters sowie an zwei Wohngebäuden für Botschaftsangehörige entstand Sachschaden in bislang unbekannter Höhe. Menschen seien dabei nicht zu Schaden gekommen. Auch die französische und die nigerianische Botschaft wurden beschädigt.

Aus Angst vor weiteren Anschlägen wurde die US-Botschaft in der ugandischen Hauptstadt Kampala geräumt und weiträumig abgeschirmt. Auch die Sicherheitsvorkehrungen anderer US-Vertretungen in Afrika wurden verstärkt.

Zunächst bekannte sich niemand zu den beiden Anschlägen. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums sagte: „Angesichts des Zeitpunkts und der Ziele sind wir sicher, daß terroristische Angriffe dahinterstecken.“ Die Spezialisten der meisten US-Medien richteten ihr Augenmerk zunächst auf die üblichen Verdächtigen, also radikale Islamisten – darunter vor allem die Dschihad-Gruppe aus Ägypten. Am Donnerstag hatte die Gruppe einen Brief an die Nachrichtenagentur AFP in Kairo geschickt, in der sie den Vereinigten Staaten einen „Gegenschlag“ nach der Verhaftung dreier Gesinnungsgenossen in Osteuropa ankündigt. Die Antwort an die USA werde die Gruppe „mit der Hilfe Gottes in der Sprache schreiben, die sie verstehen“.

Afrika-Experten verweisen hingegen noch auf eine andere Spur: Der unter Druck geratene kongolesische Präsident Laurent-Désiré Kabila, von den USA zunächst hofiert und dann fallengelassen, habe in den letzten Wochen verstärkt Kontakte zu traditionell anti-US- amerikanischen Regierungen aufgenommen – von Libyens Oberst Gaddafi bis zur islamistischen Militärregierung im Sudan. Berichte rissen nicht ab, daß US-Vertreter an der Vorbereitung der Rebellion im Kongo direkt beteiligt waren. Es könnte sich bei den Anschlägen, so die These, auch um den Versuch handeln, die sich ausweitende Kongo-Krise in einen Konflikt mit den USA zu verwandeln.

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