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Wuhans Deiche trotzen der Flut

■ In China mußten keine weiteren Deiche zur Entlastung der Städte gesprengt werden

Wuhan (AFP) – In den Hochwassergebieten am Jangtse hat sich die Lage gestern etwas entspannt. In der Nacht rollte die angstvoll erwartete vierte Flutwelle durch die Industriemetropole Wuhan, ohne größeren Schaden anzurichten. Der Pegel blieb mit 29,39 Metern sechs Zentimeter unter dem befürchteten Höchststand. In der flußabwärts gelegenen Stadt Jiujiang gelang es 10.000 Helfern, den Wassereinbruch durch eine seit Freitag klaffende Lücke im Deich einzudämmen. Die Behörden warnten gleichwohl, daß die Gefahr noch nicht gebannt sei.

„In den ufernahen Stadtteilen ist die Spannung mit Händen zu greifen“, sagte ein westlicher Firmenvertreter in Wuhan über die Lage in der sieben Millionen Einwohner zählenden Stadt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua sind dort 150.000 Soldaten und Helfer rund um die Uhr auf den Deichen im Einsatz, wo bisher etwa 1.000 Schwachpunkte festgestellt wurden. Weitere 50.000 Helfer hielten sich für Notfälle in Reserve. In den vergangenen Tagen hatten die Behörden am Oberlauf des Jangtse Dämme sprengen lassen und große Flächen geflutet, um den Druck des Hochwassers in Wuhan zu verringern.

Weiter flußabwärts in Jiujiang setzten die Helfer eine Stahlkonstruktion, die sie anschließend mit Sandsäcken und Steinen füllen wollten, in den seit Freitag klaffenden Deichbruch ein. Zuvor hatten sie an der Stelle acht Kähne versenkt, um den Wassereinbruch aufzuhalten. Die durch die Bresche strömende Wassermenge habe sich dadurch um ein Drittel verringert, teilten die Behörden mit. Auch in Jingjiang oberhalb von Wuhan fiel der Pegel. Die Behörden gaben Entwarnung für die meisten der 500.000 Einwohner, die im Falle vom Deichsprengungen das Gebiet hätten verlassen müssen. Die Räumungsanordnungen blieben nur für 110.000 Menschen bestehen. Die Vorbereitungen zur Sprengung der Deiche gingen gleichwohl weiter.

Auf einer Inspektionsreise durch das Katastrophengebiet sagte Ministerpräsident Zhu Rongji, die Lage sei unverändert ernst. Die seit Wochen aufgeweichten Deiche könnten jederzeit an weiteren Stellen brechen. Bei Erdrutschen nach neuen Wolkenbrüchen im Südwesten Chinas kamen unterdessen acht Menschen ums Leben, elf wurden verletzt.

Nach offiziellen Angaben starben bei dem seit Wochen andauernden Hochwasser 2.000 Menschen. Beobachter halten die Zahl für zu niedrig. Aufgrund einer Nachrichtensperre können die Angaben nicht überprüft werden.

Kommentar Seite 10

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